Die heiß begehrte Stelle ist neu besetzt – und zwar mit Ihnen!
Damit rücken Sie vom Teamplayer zum Teamleader auf. Sie tragen mehr Verantwortung, setzen Ziele, organisieren, delegieren und treffen Entscheidungen. Ganz nebenbei müssen Sie sich Ihren ehemalig gleichgestellten Kolleginnen und Kollegen als Führungskraft präsentieren. Ihre Vorgesetzten wiederum erwarten, dass Sie die Interessen des Unternehmens bzw. der Behörde vertreten. Es beginnt ein Balanceakt, in dem die erste Zeit entscheidend ist.
Die neue Position bringt Perspektivwechsel mit sich
Sie wussten früher ganz genau, wo die Schwierigkeiten mit dem Job lagen, und wollen sie nun abschaffen. Außerdem hatten Sie immer ein gutes Verhältnis zu den anderen Teammitgliedern, darum haben Sie sich eigentlich auch keine Sorgen gemacht, als Sie sich auf die neue Position beworben haben. Stellen Sie sich darauf ein, dass Dinge sich jetzt ändern – von Ihnen aus, aber auch von Ihren Kolleginnen und Kollegen aus. Es kann zu Wachstumsschmerzen kommen. Gehen Sie aber souverän mit der Situation um, ist die Veränderung bald allgemein akzeptiert und Sie finden einen neuen Status quo. Wir zeigen Ihnen die häufigsten Baustellen samt praktischen Tipps.
Selbstbewusstsein statt Zweifel
Vielleicht haben Sie ein bisschen Manschetten vor der neuen Position. Das wäre nicht ungewöhnlich. Unsicheres Auftreten aber sollten Sie sich nicht erlauben: Ihre Teammitglieder werden Sie aufmerksam beobachten und Unsicherheit und Zweifel als Unprofessionalität deuten. Das kann dazu führen, dass Ihre Autorität untergraben wird und nicht alle Kolleginnen und Kollegen Sie für voll nehmen.
Tipp: Treten Sie selbstbewusst auf, ohne den Boss herauszukehren. Lassen Sie keinen Zweifel daran aufkommen, dass Sie die neue Position voll ausfüllen können. Es gibt einen Grund, weshalb SIE den Job bekommen haben – vergessen Sie das nicht! Ihr Team mit einzubeziehen und eine gute Kommunikation zu pflegen, ist kein Zeichen von Schwäche.
Missgunst und Blockaden
Auf viele Positionen als Führungskraft bewerben sich mehrere Mitarbeitende. Werden Sie vorgezogen, kann es sein, dass Ihre Konkurrentinnen und Konkurrenten Ihnen die Position nicht gönnen. Vielleicht empfinden sie Sie auch nicht als die ideale Besetzung. In einem solchen Fall ist es an Ihnen, die Nörgler eines Besseren zu belehren.
Tipp: Ignorieren Sie böse Blicke und Maulereien. Erinnern Sie die Kolleginnen und Kollegen bei Arbeitsverweigerung an ihre Aufgaben. Stellen Sie fest, dass jemand aus dem Team hinter Ihrem Rücken gegen Sie hetzt und die Arbeit im Team torpedieren möchte, suchen Sie das Gespräch mit der Person. Erinnern Sie sie daran, dass Sie die Personalentscheidung nicht selbst getroffen haben. Verdeutlichen Sie Ihrem Gegenüber, dass Sie seine Expertise und Arbeit schätzen und sich gern auf seine Professionalität verlassen möchten. Verleihen Sie Ihrer Hoffnung Ausdruck, dass Sie künftig gut zusammenarbeiten können. Meist wirkt ein solches Gespräch Wunder, denn die betreffenden Personen rechnen nicht mit offenen Worten.
Keine Sonderbehandlungen für Freundinnen und Freunde
Mit einigen Leuten aus dem Team standen Sie auf besonders gutem Fuß. Sie waren nicht nur nette Mitarbeitende, es haben sich regelrechte Freundschaften entwickelt. Es kann passieren, dass diese Leute ein besonderes Problem damit haben, sich etwas von Ihnen sagen zu lassen. Vielleicht reagieren sie sogar eingeschnappt, wenn Sie sie daran erinnern müssen, dass ihnen bestimmte Aufgaben obliegen oder sie etwas ordentlicher arbeiten müssen.
Tipp: Nehmen Sie die jeweilige Person beiseite. Erklären Sie, dass Sie im Arbeitsumfeld die Teammitglieder ungeachtet der persönlichen Sympathie nicht unterschiedlich behandeln dürfen, wenn Ihre Stellung nicht leiden soll. Den meisten Personen ist das klar und sie nehmen es Ihnen nicht übel. Haben Sie es mit jemandem zu tun, der Ihnen dafür grollt, müssen Sie das hinnehmen – auch, wenn die Freundschaft darunter leidet: Ungleichbehandlungen im Team sorgen für böses Blut und für eine schlechte Arbeitsatmosphäre, das können Sie sich nicht erlauben.
Keine Versprechungen zum Start
Es ist verlockend, Ihrem Team ein paar feste Zusagen zu machen, wenn Sie Ihre neue Position antreten. Sie haben schließlich während der gemeinsamen Arbeit genau mitbekommen, wo die Schwierigkeiten und Optimierungsmöglichkeiten liegen und welche Veränderungen den Arbeitsalltag erleichtern könnten. Allerdings sollten Sie Ihre neue Position nicht überschätzen: Sie können die entsprechenden Änderungen zwar vorschlagen, aber nicht in Eigenregie anordnen.
Tipp: Wenn Sie unbedingt etwas versprechen möchten, dann versprechen Sie, dass Sie sich für die gewünschten Veränderungen einsetzen. Legen Sie sie Ihren Vorgesetzten vor und erklären Sie, warum sie gewünscht werden. Sind die Veränderungen möglich und erkennt die Chefetage die Vorteile daran, werden sie umgesetzt. Das können Sie als gute Nachricht ans Team weiterleiten. Versprechen Sie hingegen die Veränderung und bekommen dann eine abschlägige Antwort, müssen Sie das Team enttäuschen, das Ihre Zusage bereits hatte.
Keine kleinen Gefälligkeiten
Zu Stoßzeiten kann manchmal so viel zu tun sein, dass Ihre Teammitglieder unter der Arbeit stöhnen. Beklagt sich jemand bei Ihnen, kann es verlockend sein, die Aufgaben schnell selbst mitzuerledigen: Da Sie selbst im Team gearbeitet haben, kennen Sie sich ja aus. Allerdings führt dieses Vorgehen schnell dazu, dass Sie mit zusätzlicher Arbeit komplett überlastet sind und mit Ihren neuen Aufgaben nicht mehr hinterherkommen.
Tipp: Statt selbst mitzuarbeiten, schauen Sie sich im Team nach jemandem um, der die erste Person entlasten könnte. Sie müssen es lernen, zu delegieren. Ihre Aufgaben liegen jetzt an anderen Stellen und Sie brauchen Ihre Zeit und Energie dafür. Machen Sie keine Ausnahmen, denn bei diesen wird es nicht bleiben: Wenn Sie die Arbeit Ihrer Teammitglieder mit erledigen, überschreiten eine Grenze. Es wird dann schwierig, Ihren Kolleginnen und Kollegen zu erklären, warum Sie das in der nächsten Stressphase nicht wieder tun.
Keine raschen Entscheidungen in der neuen Position
Vielleicht schweben Ihnen mehrere Dinge vor, die Sie immer schon verändern wollten. Vielleicht juckt es Sie auch in den Fingern, sie sofort nach Jobantritt anzugehen. Fällen Sie allerdings Entscheidungen, die die aktuelle Situation stark verändern, können Sie auf Widerstand treffen. Dieser formiert sich oft unabhängig davon, ob die Entscheidung gut ist oder nicht: Ihre Teammitglieder können sich überfahren fühlen und wollen die Neuerungen aus Prinzip nicht mittragen.
Tipp: Führen Sie zunächst Einzelgespräche. Erklären Sie, welche Veränderung Ihnen vorschwebt, und bitten Sie Ihr Gegenüber um seine Einschätzung. Die meisten Leute haben eine Vorstellung, wie ihr Arbeitsalltag etwas besser aussehen könnte. Holen Sie also Meinungen und Anregungen ein und gehen Sie transparent mit ihren Entscheidungen um. Beziehen Sie Ihre Kolleginnen und Kollegen in die Entscheidungsfindung mit ein, dann tragen sie die Veränderungen meist gern mit. Lassen Sie sich jedoch nicht vor einen Karren spannen, den Sie nicht ziehen möchten!
Fazit: Gut Ding will Weile haben
Ihre Beförderung zum bzw. zur Vorgesetzten Ihrer bisherigen Kolleginnen und Kollegen wird mit Veränderungen einhergehen, auch wenn Sie das nicht möchten. Schließlich haben Sie nun Weisungsbefugnisse und Verantwortung, die Sie vorher nicht hatten. Stellen Sie sich darauf ein, dass nicht alle Teammitglieder von Ihrer Beförderung begeistert sein werden. Vielleicht werden Sie sogar für eine Weile im Arbeitsalltag ein bisschen isoliert sein, da Sie jetzt „zu denen da oben“ gehören.
Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass nicht mehr alle so freimütig mit Ihnen plaudern wie früher, als Sie noch im selben Boot saßen. Reagieren Sie mit Geduld und Verständnis, ohne sich auf der Nase herumtanzen zu lassen. Packen Sie den Stier bei den Hörnern und führen Sie klärende Gespräche, wo es nötig ist. Lassen Sie ansonsten vor allem Taten sprechen: Stellen Ihre Teammitglieder fest, dass Sie Ihre Arbeit gut machen, finden Sie zu einem neuen gemeinsamen Selbstverständnis.
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