Autorin: Barbara Morschhaeuser, zfm-Personalberaterin und Projektleiterin
In Zeiten eines volatilen Arbeitsmarktes und einem verschärften Fach- und Führungskräftemangel gewinnt das Beziehungsmanagement im Personalwesen in zunehmendem Maße an Bedeutung.
Laut „Gallup Engagement Index 2022“, einer jährlich durchgeführten Umfrage zu Arbeitsmotivation, Engagement und emotionaler Bindung, ist in Deutschland der Anteil der Beschäftigten mit hoher emotionaler Bindung deutlich eingebrochen. Zudem schätzen die Beschäftigten im aktuell umkämpften ‚war for talents‘ ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt positiver ein, als je zuvor. Damit einhergehend steigt die grundsätzliche Wechselbereitschaft.
Organisationen, vor allen Dingen, der öffentliche Sektor, der sich zudem im Wettbewerb mit der freien Wirtschaft befindet, sollte diesem Trend gezielt gegensteuern, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Den Mitarbeitenden Wertschätzung entgegen zu bringen, kann in diesem Zusammenhang maßgeblich zum Erfolg beitragen.
Dies betrifft auch den Umgang mit Mitarbeitenden, die sich entschieden haben, eine Organisation zu verlassen. Daher sollte der damit einhergehende Trennungsprozess, das sog. Offboarding, bewusst und strategisch organisiert werden.
Dabei geht es nicht nur um den technischen Prozess der Trennung mit Blick auf das Personal- und IT-Management.
Vielmehr ist auch zu beachten, dass scheidende Mitarbeitende, vornehmlich diejenigen, die man gerne in der Organisation gehalten hätte, in der Regel wertvolle Erfahrungen „mitnehmen“. Aus diesem Grunde ist es empfehlenswert, den Offboarding-Prozess frühzeitig anzustoßen, damit das erworbene Wissen der Ausscheidenden rechtzeitig dokumentiert und damit weiter gegeben werden kann.
Vor allem aber sollte nicht unterschätzt werden, dass die Trennung eine emotionale Lücke hinterlässt, sowohl beim Ausscheidenden, als auch bei den verbleibenden Mitarbeitenden in der Organisation. Damit einhergehende Ängste und Unsicherheiten können eine Organisation deutlich schwächen. Die zum Teil erheblichen Folgen für die Arbeitszufriedenheit und das Arbeitgeberimage werden häufig unterschätzt. Manchen Beteiligten werden diese erst im Nachhinein bewusst, wenn die Person die Organisation bereits verlassen hat.
Ein offener Umgang mit einer Trennung sowie ein gelungener Offboarding-Prozess können dazu beitragen, dass der Abschied für beide Seiten positiv verläuft und einen guten Eindruck bei ehemaligen Mitarbeitenden hinterlässt. Hierdurch wird die Organisation in Zukunft sowohl nach innen als auch nach außen als attraktiver Arbeitgeber gesehen und trägt zu einer positiv wahrgenommenen Organisationskultur bei.
Nutzen Sie in diesem Zusammenhang die Chance eines konstruktiven Austrittsgespräches, um zu erfahren, ab welchem Zeitpunkt und aus welchen Gründen die Mitarbeitenden sich dazu entschieden haben, dass es für sie nicht mehr passt.
Sorgen Sie hierbei für eine vertrauliche und sichere Umgebung und Gesprächsatmosphäre. Ermutigen Sie zu einem ehrlichen Feedback, um daraus Rückschlüsse für zukünftige Entwicklungen ziehen zu können.
Je nach Trennungssituation könnten die ausscheidenden Mitarbeitenden ggf. auch dabei unterstützen, ihre Nachfolgerinnen oder Nachfolger einzuarbeiten. Damit beweisen Sie als Arbeitgeber Ihr Vertrauen in deren Fähigkeiten und wertschätzen damit ihren Rat, wenngleich sich die Wege trennen. Auch eine evtl. zukünftige Rückkehr wäre somit eine mögliche Option.
Nachfolgend einige Strategien und Chancen für ein gelungenes Offboarding:
- Wissenstransfer sicherstellen: Ein wichtiger Aspekt des Offboardings ist es, sicherzustellen, dass das Wissen und die Erfahrungen der ausscheidenden Mitarbeitenden in der Organisation bleiben. Es sollte daher darauf geachtet werden, dass die relevanten Informationen nicht verloren gehen, sondern dokumentiert und den Kolleginnen und Kollegen zugänglich gemacht werden.
- Interesse an Feedback zeigen: Sprechen Sie offen und ehrlich mit den ausscheidenden Mitarbeitenden über die Gründe für den Ausstieg. Nehmen Sie sich Zeit für ein solches vertrauliches Feedbackgespräch. Ermutigen Sie die Personen, sowohl positive, als auch negative Aspekte zu nennen. Gleichzeitig kann ein solcher Austausch dazu genutzt werden, um das Image der Organisation bei ehemaligen Mitarbeitenden zu stärken.
- Persönliche Verabschiedung vorsehen: Verabschieden Sie die Mitarbeitenden persönlich und zeigen Sie Ihre Wertschätzung für deren Arbeit. Eine kleine Abschiedsfeier oder ein Abschiedsgeschenk können dazu beitragen, dass sich die Mitarbeitenden gewürdigt fühlen und nicht zuletzt einen positiven Eindruck von der Organisation behalten.
- Marketingpotenzial nutzen: Ein gutes Offboarding kann auch als Marketinginstrument dienen, indem ehemalige Mitarbeitende als Markenbotschafter fungieren, bspw. durch positive Bewertungen auf Bewertungsplattformen.
- Kontakt aufrechthalten: Ein guter Umgang mit ehemaligen Mitarbeitenden trägt dazu bei, dass die Ausgeschiedenen ggf. als potenzielle Rückkehrer, Empfehlungsgeber oder Kunden dienen. Ein Aufrechthalten des Kontaktes kann bspw. durch regelmäßige Updates, Newsletter oder soziale Medien erreicht werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein gelungener Offboarding-Prozess ein wichtiger Bestandteil des Employer Brandings ist und nicht zuletzt zu einem attraktiven Arbeitgeberimage beiträgt. Organisationen sollten diese Chance daher unbedingt nutzen!
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