Die Krefelder Initiative “Leading Ladies in Town” setzt sich für mehr Frauen in Führungspositionen ein.

Gast-Autorin: Kerstin Abraham, Vorständin und Arbeitsdirektorin der Stadtwerke Krefeld (SWK)
Sie gehört zu den Mitbegründerinnen des Netzwerks „Leading Ladies in Town Krefeld“ (LLiT), das seit Oktober 2021 besteht.

Wir schreiben das Jahr 2022, Jahrzehnte sind seit der Zeit einer Margaret Thatcher vergangen, erst kürzlich endete in Deutschland die „Ära Merkel“.
Nicht nur in der Politik haben sich Frauen längst bewiesen und gezeigt, dass sie genauso viel leisten wie Männer. Sie regieren Länder, führen Unternehmen, begeistern, überzeugen, verändern. Das neue Netzwerk „Leading Ladies in Town Krefeld“ (LLiT) will diese Entwicklung lokal vorantreiben und Frauen dabei helfen, Führungsfunktionen zu übernehmen.

Zahlreiche Studien aus Cambridge und Co. attestieren, was eigentlich kein Attest mehr benötigt: Frauen in Managementpositionen sind eine Bereicherung.
Mehr weibliche Führungskräfte können ein Unternehmen profitabler machen, sie treiben Kooperationen und Konsensbildung voran und treffen fairere Entscheidungen. Etliche Unternehmen haben erkannt, dass es sich auszahlt, in Frauenförderung und insgesamt in Diversität zu investieren. Das beginnt, Wirkung zu zeigen: Die Frauenquote – gerade im mittleren Management – steigt langsam, aber stetig.
Zwar kann rund die Hälfte der 200 größten Unternehmen hierzulande immer noch keine Frau im Vorstand vorweisen, dafür hat der durchschnittliche Anteil von Frauen in Führungspositionen 24,1 Prozent erreicht – 2012 lag er noch 2,8 Prozentpunkte niedriger. Immerhin: In der Eurozone sieht der Anteil mit 32,7 Prozent besser aus. Es scheint, als sei schon viel erreicht.

Wie viel aber noch zu tun ist, zeigt der Blick auf einzelne Wirtschaftsstandorte in Deutschland.

Zum Beispiel auf Krefeld: Hier verblasst der gute Eindruck bundesweiter Statistiken schnell.
Krefeld gehört zu den 20 Städten mit der niedrigsten Frauenerwerbsquote (49 Prozent in 2020). Auch bei hochqualifizierten Positionen zeigt sich dieser geringe Anteil, was den Fach- und Führungskräftemangel verstärkt und zu männlich dominierten Chefetagen beiträgt. Und zurzeit geht es sogar eher zurück, denn nach vorn.

Es ist also höchste Zeit zu handeln: Genau hier will das Netzwerk „Leading Ladies in Town Krefeld“ (LLiT) ansetzen. Es richtet sich an weibliche Kräfte in Führungspositionen, an engagierte Frauen am Beginn des Berufswegs, Wiedereinsteigerinnen, aber auch assoziierte Männer aus Krefelder Unternehmen, Institutionen und Parteien aus der gesamten Stadtgemeinschaft. Das Ziel ist, alle Seiten in einen guten Dialog zu bringen und an konkreten Lösungen für die berufliche Frauenförderung zu arbeiten. Gemeinsam wollen wir die Einstiegs- und Aufstiegschancen von Frauen in und aus Krefeld unterstützen.

Vorbilder müssen sichtbarer werden

Das ist zugegebenermaßen eine große Aufgabe für ein junges lokales Netzwerk. Doch wir sind optimistisch: Wer am großen Rad drehen möchte, muss beim kleinen Zahnrad direkt vor seiner Nase anfangen. Mittlerweile machen schon 90 Frauen und Männer bei LLiT mit. Das Netzwerk hat seine Zielgruppen herausgearbeitet, nimmt weibliche Aufstiegshürden ins Visier, diskutiert über Haltungsfragen und wird in der Stadtgesellschaft immer sichtbarer. Ein Schwerpunkt unserer Arbeit besteht darin, die Sichtbarkeit von Role Models, also Vorbildern, zu erhöhen. Unsere Botschaft lautet: „Es geht! Traut euch! Seid mutig! Verantwortung macht Spaß!“ Ob die hochqualifizierte Wiedereinsteigerin oder die engagierte Absolventin – wir unterstützen mit unseren Angeboten und Kontakten in unserem Netzwerk.

Als Vorständin und Arbeitsdirektorin der Stadtwerke Krefeld (SWK) mit 3.200 Mitarbeitenden kenne ich die Herausforderungen gut. Auch bei uns gibt es weiterhin Berufsfelder, die sehr männlich dominiert sind: Ingenieurberufe, Berufe in den Werkstätten, in der Abfallsammlung und Straßenreinigung, im Fahrdienst, in der Steuerung der kritischen Anlagen wie Netze, Kraftwerke, Recycling- und Müllverbrennungsanlagen. Aber auch in vermeintlich „weiblicheren“ Bereichen wie Personal, Marketing oder Kundenservice fällt es mitunter schwer, Kandidatinnen zu finden. Gerade Frauen denken bei der Suche nach einem geeigneten Arbeitgeber nicht sofort an ein Stadtwerk. Daran müssen wir bei der SWK weiter arbeiten.

Der Frauenanteil liegt bei uns aktuell bei 23 Prozent, in Führungsfunktionen bei 17 Prozent. Damit hat die SWK sichtbare Erfolge erzielt und liegt über dem Niveau der Energieversorgungsbranche, die 2021 einen Frauenanteil von 15,5 Prozent vermeldete. Aber gerade auch in den technischen Berufen bzw. eher technisch geprägten Gesellschaften in unserem Konzern wollen und müssen wir unbedingt diverser werden.

Attraktive Arbeitgeberin werden: In Zeiten ausscheidender Babyboomer noch wichtiger

Ein Punkt, der Frauenförderung in den kommenden Jahren noch wichtiger macht, ist der Abschied der Babyboomer. Die geburtenstarken Jahrgänge gehen nach und nach in Rente, was den Bedarf an topqualifizierten Fach- und Führungskräften im gesamten Konzern nochmals steigert. Und die nachrückenden Generationen haben andere Ansprüche an Arbeitgeber. Alles in allem werden viele Maßnahmen nötig sein, um in dem kompetitiveren Personalmarkt von morgen zu bestehen. Dabei bleibt die Botschaft an unsere vorhandenen und neuen Mitarbeitenden im Kern gleich: Wir arbeiten jeden Tag an den Zukunftsthemen Ressourcen- und Klimaschutz, CO2- Reduzierung, Digitalisierung und Kundenzentrierung – für eine sichere Energie- und Wasserversorgung, für eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft und für die Verkehrswende. Die SWK sucht Menschen, die mit ihrer Haltung, ihrem Mind-Set und ihrem Engagement an innovativen und wirtschaftlich tragfähigen Lösungen mitwirken wollen – und damit an drängenden Aufgaben der Weltgemeinschaft.

Wir investieren viel in unsere Attraktivität als Arbeitgeberin. Wir bauen moderne Arbeitswelten und bieten unserer Belegschaft immer mehr digitale Lösungen, die das Zusammenarbeiten von Zeit und Raum entkoppeln. Großzügige hybride Arbeitsformen ermöglichen es unseren Mitarbeitenden, ihr Leben flexibel zu gestalten und ein Gleichgewicht zwischen Familie und Beruf zu finden.

Natürlich hoffen wir auch, dass das neu gegründete Netzwerk LLiT unsere attraktiven Karrieremöglichkeiten für Frauen sichtbarer macht.

Erschienen in “Entwickeln Sie ZUKUNFTS_KRÄFTE – Wer gestaltet das Morgen?”


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