Introvertierte Menschen haben es in der aktuellen Arbeitswelt oft nicht leicht: Alles ist auf Teamarbeit ausgelegt, räumliche Nähe ist ebenso normal wie die sozialen Kontakte im Kollegenkreis außerhalb der Arbeitszeiten. Während extrovertierte Menschen in dieser Umgebung aufblühen, kostet sie introvertierte sehr viel Kraft. Das muss aber nicht so sein.

Definition: Was bedeutet introvertiert?

Der Begriff introvertiert stammt aus dem Lateinischen: „intro“ bedeutet „innen“, „vertere“ „wenden“ (und „extro“ „außen“). Introvertierte Menschen sind also eher nach innen gewandt – für sie gilt der Satz „In der Ruhe liegt die Kraft“. Extrovertierte Menschen hingegen benötigen äußere Reize, profitieren von der Interaktion mit Menschen und von immer neuen Eindrücken.

Tatsächlich gibt es physiologische Unterschiede in den Gehirnen von sehr introvertierten und sehr extrovertierten Menschen: Die Synapsen introvertierter Menschen sind von hoher Konnektivität und Sensibilität. Das führt dazu, dass die Betreffenden schnell an Reizüberflutung leiden. Je lebhafter das Umfeld ist, desto mehr Kraft kostet die Verarbeitung aller Eindrücke.

Entsprechend reagieren Introvertierte:

Introvertiertheit wird häufig mit Schüchternheit, Desinteresse, Unmotiviertheit, Langeweile oder Arroganz verwechselt. Das alles kann zwar (wie bei extrovertierten Menschen auch) zusätzlich auftreten, hängt aber mit der Introvertiertheit nicht zusammen.

Die meisten Menschen haben intro- und extrovertierte Züge – einige neigen mehr zur einen Seite, andere mehr zur anderen, viele bewegen sich dazwischen. Mengenmäßig sind die Ausprägungen gleichmäßig verteilt. Daher ist es ein Nachteil, dass Arbeitsumgebungen häufig überwiegend auf Extrovertierte ausgerichtet sind.

Das sind die Vorteile introvertierter Menschen für Arbeitgeber

Introvertierte Menschen haben einige Fähigkeiten, die in jeder Behörde und jedem Unternehmen gern gesehen sind:

Kurz: Sie sind nicht die auffälligsten Mitarbeitenden, aber doch solche, die man an jeder Arbeitsstelle braucht.

So können Führungskräfte auf Introvertierte eingehen

Es ist für alle Unternehmen und Behörden gut, wenn Introvertiertheit bei Diversity im Arbeitskontext mitgedacht wird.

Introvertierte haben andere Bedürfnisse als Extrovertierte. Sie als Führungskraft sollten nach Möglichkeit die folgenden Punkte berücksichtigen:

Ein sehr simpler Punkt ist außerdem, dass Sie Introvertierten das Telefonieren erleichtern können. Oft haben diese einen Widerwillen dagegen, weil sie sich schnell auf etwas einstellen und aus dem Stegreif Antworten geben müssen. Kündigen Sie das Telefonat aber schriftlich mit etwas Vorlauf an und schreiben dazu, um welches Thema es gehen wird, haben die betreffenden Angestellten Zeit, sich darauf vorzubereiten. Oft haben sie dann die passenden Antworten parat, wenn Sie miteinander sprechen.

Das können Introvertierte selbst tun

Wenn Sie als introvertierte Person an einen Arbeitsplatz wie ein Großraumbüro kommen, sind Sie erst einmal wie erschlagen. Einfach die Zähne zusammenzubeißen und durchzuhalten, ist keine Option: Besser ist es, aufzuschreiben, was das Arbeiten erschwert (Geräuschkulisse, Ablenkungen, Unterbrechungen, grelles Licht etc.).

Wenden Sie sich an Ihre Vorgesetzte bzw. Ihren Vorgesetzten und erklären Sie, wie die Qualität Ihrer Arbeit besser ausfallen könnte. Möglich sind etwa:

Die meisten Führungskräfte und Arbeitgeber lassen mit sich reden, wenn Sie ihnen erklären können, dass diese Besonderheiten Ihnen dabei helfen, Ihre Aufgaben bestmöglich zu erfüllen.

Strategien für den Arbeitsalltag

Haben Sie im Arbeitsalltag öfter das Gefühl, nicht gesehen zu werden, schwierigen Situationen ausgesetzt zu sein oder viele Fehler zu machen, können Sie verschiedene Strategien für sich nutzen:

Wenn Sie sich zu geselligen Mittagessen mit Smalltalk nicht überwinden können, stehen Ihnen andere Möglichkeiten zum Netzwerken offen: Unterhalten Sie sich jeweils einzeln mit Kolleginnen und Kollegen, bei denen Sie Potenzial in der Zusammenarbeit sehen oder mit denen Sie Interessen teilen. Diese Gespräche sind immer substanzieller als Geplauder mit vielen, und Sie werden feststellen, dass Sie sich nach und nach ein festes Netz schaffen.


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