Autorin: Julia Schwick

Das „klassische“ Bewerbungsgespräch bzw. Interview stellt noch immer die am weitesten verbrei­tete Methode der Personalauswahl dar.

Wenn Sie eine Einladung zu einem Bewerbungsgespräch erhalten ha­ben, bedeutet dies, dass Sie die erste Hürde eines Auswahlprozesses bereits erfolgreich bewältigt haben. Sie ha­ben also Ihr fachliches und persönliches Know‑how in Ihren Bewerbungsunterlagen erfolgreich dargestellt und dabei bewiesen, wesentliche Aspekte des Anforderungsprofils zu erfüllen.

Die logische Konsequenz: Sie sind als Bewerber:in für die vakante Position interessant. Man möchte Sie gerne kennen lernen, um sich in einem per­sönlichen Gespräch davon zu über­zeugen, ob Sie der oder die Rich­tige für die zu besetzende Position sind. Sind Sie sich dieser Bedeutung eines Bewerbungsgespräches bewusst?

Die Praxis zeigt, dass viele Bewerbende diese ge­botene Chance nicht immer als solche erkennen und infolgedessen nicht immer entsprechend nutzen.

Das Bewerbungsgespräch dient allen Beteiligten insbesondere dazu, herauszufinden, inwieweit man im Hinblick auf Ziele, Erwartungen und Interessen „zusammenpasst“. Im positiven Fall eines hohen Übereinstimmungsgrades rückt für die/den Bewerber:in das angestrebte Vertrags­angebot näher, verbunden mit dem Gefühl, sich für die richtige Stelle entschieden zu haben. Die Organisation kann in diesem positiven Fal­l davon ausgehen, dass die/der Bewerbende die neue Position mit realistischen Erwartungen antreten wird.

Die nachfolgenden Tipps können Ihnen dabei helfen, unnötige Fehler im Bewerbungsgespräch zu vermeiden, um so das Gespräch für Sie erfolgreich zu gestalten:

1. Vor dem Bewerbungsgespräch

Bewerbende und Personalverantwortliche gehen mit unterschiedlichen Erwartungen und Strategien in ein Bewerbungsgespräch:

Während Bewerbende versuchen, den eigenen Werdegang, insbesondere die individuellen Stärken, wie z. B. einen positiven Studienverlauf und verschiedene Anstellungen / Praktika, überzeugend zu präsentie­ren und mögliche Schwachpunkte nicht zu erwähnen bzw. argumentativ zu überbrücken, ist Personalern daran gelegen, genau diese Strategien aufzudecken und ih­rerseits mögliche Schwachpunkte aufzufinden. Nur so können sie ei­nen Abgleich zwischen Anforderungen und Qualifi­kationen sowie die dazugehö­rige Umfeldanalyse vornehmen.

Bereiten Sie sich ausreichend vor

Es ist erstaunlich, wie viele Bewer­bende mit einer unzureichenden Vor­bereitung in ein Bewerbungsge­spräch gehen. Dies fällt der/dem Personalverantwortlichen bzw. Personalberater:in im Gespräch natürlich schnell auf.

Die/Der Bewerbende kann einen grundsätzlich positiven Gesprächseindruck so schnell revidieren. Insbesondere wenn diese Entwick­lung auf Ihre Unerfahrenheit mit Bewerbungssituationen zurückzuführen ist, laufen Sie Gefahr, sich unter Wert zu verkaufen. Damit Ihnen das nicht passiert, sollten Sie sich gezielt und aus­reichend auf jedes Bewerbungsge­spräch vorbereiten.

Versuchen Sie daher möglichst früh­zeitig, viele Details über die Organisation und die Stelle zu erfahren. Dazu gehören z. B. die Größe der Organisation, die Mitar­beiterzahl, die Organisationsstruk­tur oder aktuelle Projekte bzw. Strategien. Setzen Sie sich insbesondere mit der Stellenanzeige und den dort ge­nannten Aufgaben und Anforderungen auseinander. Stellen Sie eine Auflistung Ihrer Erwartungen und Wünsche zusammen, die von Ihrem neuen Arbeitgeber möglichst umfangreich er­füllt werden sollten. Notieren Sie sich sinnvolle Fragen, die Sie zur Organisation, zur ausgeschriebenen Po­sition und zum Arbeitsplatz stellen wollen.

Gleichzeitig sollten Sie sich über­legen, welche Fragen Ihnen Ihr:e Ge­sprächspartner:in zu Ihrem bisherigen Werdegang stellen könnte. Folgende Auflistung gibt Ihnen einen Überblick über häufig wiederkeh­rende Fragen in einem Bewerbungsgespräch:

Fragen zu Ihrem Bildungs- und Berufsweg

Fragen zur ausgeschriebenen Position (Bewerbungsmotivation)

Fragen zur ausgeschriebenen Position (Anforderungsprofil)

Seien Sie ausgeruht

Zu einer sinnvollen Vorbereitung auf ein Bewerbungsgespräch gehört auch die Frage, in welcher Ver­fassung und in welchem Zustand man in dieses Gespräch geht. Seien Sie möglichst ausgeruht und vermeiden Sie unnötige Hetze oder eine lange Autofahrt am Tag des Gespräches. Erscheinen Sie pünktlich zum ver­einbarten Gesprächstermin und pla­nen Sie vorsorglich Verzögerungen ein.

Machen Sie Eindruck

Achten Sie auch auf eine gepflegte äußere Erscheinung. Es existieren keine allgemeingültigen Regeln für die Kleiderordnung. Daher lautet die richtige Antwort: Ange­messenheit.

Ziehen Sie etwas an, worin Sie sich wohlfühlen. Das gibt Ihnen Sicher­heit. Kleiden Sie sich jedoch so, als wenn Sie die gewünschte Position bereits inne haben und nach außen repräsentieren müssten.

Versetzen Sie sich in die Situation des Interviewers / der Interviewerin

Zum Schluss Ihrer Vor­bereitung sollten Sie sich einmal in die Situation Ihrer/Ihres Gesprächs­partner:in hineinversetzen: Aus einer Vielzahl von Bewerbenden muss sie/er die Richtige oder den Richtigen für die zu be­setzende Position auswählen. Das ist eine schwierige Aufgabe. Daher ist sie/er in der Regel bestrebt, mit Ihnen ein offenes und faires Aus­wahlinterview zu führen, um eine wirklich abgesicherte Entscheidung treffen zu können.

Daher: Sehen Sie Ihr Gegenüber als echte:n Gesprächs­partner:in und nicht etwa als Feind oder Gegner an.

2. Während des Bewerbungsgespräches

Auch wenn es keinen allgemeingültigen vorhersagbaren Ablauf eines Bewerbungsgespräches gibt, da jede:r Interviewer:in eigene Vorlieben und Erfahrungen einbringt und der Gesprächsverlauf natürlich auch von den Antworten des Bewerbenden abhängig ist, gibt es einige Bereiche, die in der Regel abgefragt werden:

Einführung

Zu Beginn des Gespräches, in der sogenannten Aufwärmphase, wird Sie der Interviewer / die Interviewerin freundlich be­grüßen und Ihnen einige einleitende Fragen, wie z. B. nach der Anreise und dem persönlichen Befinden stel­len.

Seien Sie in dieser Phase ganz offen und freundlich, aber trotzdem bestimmt. Dem “Aufwärmen” kommt vornehmlich eine Ritualfunktion zu. Die/Der Personaler:in will auf diese Weise mögliche Spannungen abbauen, damit von Beginn an eine positive Atmosphäre herrscht.

Selbstpräsentation

In dieser Phase haben Sie die Mög­lichkeit, wichtige Stationen Ihres Werdeganges zu schildern.

Aber: Es geht nicht (nur) darum, dass Sie Ihren bisherigen Werdegang schematisch durchgehen. Vielmehr sollten Sie in der Lage sein, die wesentlichen Ereignisse verbal überzeugend darzustellen. Sprechen Sie frei und verständlich, d. h. gegliedert, prägnant, nicht zu kompliziert und bildhaft. Denken Sie vor allem an Ihre eigene Zielsetzung. Was möchten Sie durch Ihre Schilderungen vermitteln? Ihre stetige Weiterentwicklung? Ihren Ehrgeiz? Ihre bereits früh gewonnene Führungserfahrung? Setzen Sie entsprechende Akzente in Ihren Ausführungen.

Sprechen Sie dabei nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam, und strukturieren Sie das Gespräch durch Pausen. Versuchen Sie, mögliche Fragestellungen zu antizipieren.

Zum Beispiel: Sie haben sehr lange studiert. Hier ist es empfehlenswert, von sich aus Gründe zu nennen, die zu dieser Studiendauer geführt haben (Eigenfinanzierung des Studiums, Auslandsaufenthalte, etc.)

Allgemein gilt: Seien Sie ehrlich, geben Sie wahrheitsgemäße Informationen und versuchen Sie, Ihrem Gegenüber keine Rolle vorzuspielen. Bleiben Sie während der Präsentation in Ihrem gesamten Verhalten (Gestik, Mimik, Stimmlage) dem/der Gesprächspartner:in gegenüber freundlich und verbindlich.

Übrigens: Ihre Selbstpräsentation können Sie mit Freunden oder Bekannten trainieren.

Aufgaben- und Anforderungsprofil

Neben der Schilderung Ihres Werdeganges werden im Bewerbungsgespräch weitere relevante Bereiche des Aufgaben- und Anforderungsprofils thematisiert. Häufig werden hierbei situative oder verhaltensbasierte Fragen gestellt; das heißt Fragen, die sich auf spezifische Situationen beziehen. Entweder werden Sie gebeten, eine bestimmte Situation aus Ihrer bisherigen beruflichen Laufbahn zu schildern, in der Sie beispielsweise Ihre Konfliktfähigkeit unter Beweis stellen konnten, oder Sie sollen sich in eine bestimmte Situation hineinversetzen und Ihr typisches Verhalten schildern. Beschreiben Sie Ihre Verhaltensweisen hierbei möglichst anschaulich und detailreich, sodass Ihr Verhalten für den Interviewer / die Interviewerin gut nachvollziehbar wird. Machen Sie, wenn möglich, auch Lerneffekte aus bisherigen Erfahrungen deutlich.

Information über die ausgeschriebene Position

In dieser Phase gibt Ihnen Ihr Gegenüber – das kann in einigen Fällen neben der/dem Personalverantwortlichen Ihr:e zukünftige:r Fachvorgesetzte:r sein – Informationen über die zu besetzende Position und die Organisation. Zeigen Sie hierbei Interesse und notieren Sie sich alle wichtigen Fakten. Antworten Sie präzise auf Fragen und stellen Sie Gegenfragen, wenn Ihnen die Zielsetzung der Frage Ihrer/Ihres Gesprächspartner:in nicht klar genug erscheint. Stellen Sie auch ganz konkrete Fragen zur künftigen Aufgabenstellung und zur Organisation, denn nur so signalisieren Sie, dass Sie ein echtes Interesse an der zu besetzenden Position haben.

Persönlichkeits- und Leistungstests

Gelegentlich werden Persönlichkeits- und Leistungstests zur Entscheidungsfindung eingesetzt, um den persönlichen Eindruck, den sich Personaler:innen auf Grundlage der schriftlichen Bewerbung und des Bewerbungsgespräches machen konnten, zu überprüfen. Solche Tests können, wenn sie auf Basis seriöser, wissenschaftlicher Untersuchungen erprobt wurden und sich in der Praxis bereits bewährt haben, Hinweise über die Eignung in unterschiedlichen Funktionsbereichen geben. Nutzen Sie das Angebot, dass Ihnen das Testergebnis übergeben und erläutert wird. Dies bietet Ihnen im Idealfall die Möglichkeit, mehr über sich selbst zu erfahren.

Gesprächsabschluss

Zum Abschluss des Gespräches werden in der Regel Ihr möglicher Eintrittstermin sowie Ihre Gehaltsvorstellungen abgefragt. Darüber hinaus können Entwicklungsmöglichkeiten thematisiert werden. Ein zu hohes Maß an Bescheidenheit ist an dieser Stelle ebenso fehl am Platz wie ein zu starkes Selbstbewusstsein.

Darüber hinaus wird Ihr Gegenüber zum Abschluss mit Ihnen gemeinsam das weitere Vorgehen besprechen. Man wird evtl. mit Ihnen den Termin für ein weiteres Gespräch vereinbaren bzw. mitteilen, wann Sie das Ergebnis dieses ersten Gespräches erfahren. Da Ihr:e Gesprächspartner:in häufig auch noch andere Bewerbende kennen lernen möchte, um sich ein wirklich fundiertes Urteil bilden zu können, wird zum Ende des ersten Bewerbungsgespräches häufig keine endgültige Entscheidung getroffen.

Wenn Sie mehrere Bewerbungen paral­lel “laufen” haben, sollten Sie Ihrer/Ih­rem Gesprächspartner:in andeuten, bis zu welchem Zeitpunkt Sie sich ent­scheiden müssen.

3. Nach dem Bewerbungsgespräch

Auswertung des Gespräches

Nach dem Bewerbungsgespräch erfolgt die Auswertung durch die/den Personaler:in, die/der das Gespräch rekapitulieren wird und anhand der Gesprächsergebnisse prüft, ob eine Passung zwischen Ihnen und der vakanten Position gegeben ist.  Auch Sie selbst sollten nach dem Bewerbungsgespräch für sich den Gesprächsverlauf noch einmal in al­len Einzelheiten durchgehen und bewerten. Als Orientierung können Ihnen dabei folgende Fragen dienen:

Wenn Sie eine Absage erhalten haben, sollten Sie sich nicht scheuen, Ihre/Ihren Gesprächspartner:in anzurufen und sie/ihn nach den Gründen zu befragen. Denn diese Gründe können Sie positiv für Ihr nächstes Bewerbungsgespräch umsetzen.

5 Tipps

Zusammenfassend sollten Sie folgende Tipps für ein gelungenes Bewerbungsgespräch beachten:


1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne Beitrag jetzt bewerten!

Archiv

0228 265004