Die Welt änderte sich schnell, alte Gewissheiten wurden zerschlagen, gegenüber neuen herrschte halb Misstrauen, halb Euphorie – in der Welt der Führung sprach man seit einigen Jahren von VUKA. Das ist ein Kürzel für:

Digitalisierung, Globalisierung und Klimawandel haben die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen aber in einen so starken Strudel gerissen, dass es bereits ein neues Akronym gibt – BANI. Die Buchstabenfolge heißt:

Das Bewusstsein dafür, dass die Welt und die Gesellschaft, wie wir sie kennen, nicht unzerstörbar sind, ist gewachsen – und mit ihm die Angst und die Verwirrung.

Von allen Seiten unter Feuer

Ja, Kriege hat es immer und überall gegeben. In den letzten Jahrzehnten hatte es allerdings so ausgesehen, als sei zumindest Mitteleuropa einigermaßen friedlich und die Verbindung zu den USA ziemlich stabil. Jetzt sind die Vereinigten Staaten komplett ins Chaos gestürzt und in der Ukraine herrscht seit 2022 offener Krieg. Die Zerbrechlichkeit der vermeintlichen Sicherheit wird allen dadurch bewusst.

Angst verbreiten aktuelle Kriege, aber Angst haben viele Menschen auch vor dem Klimawandel, vor der Zukunft, vor Umweltkatastrophen, die immer häufiger aufzutreten scheinen. Angst herrscht vor dem Einbrechen der Märkte oder vor Beeinträchtigungen der Unternehmen, wenn die Lieferketten unter unvorhersehbaren Geschehnissen leiden.

Nichtlinear sind eine Menge Entwicklungen in der aktuellen Technik: Digitalisierung, Robotik und vor allem KI haben derartig schnelle, sprunghafte Fortschritte gemacht, dass viele Menschen den Anschluss verlieren. In manchen Branchen fragen sie sich, ob ihre Jobs bald wegrationalisiert werden.

Unverständlich und unvorhersehbar sind die weiteren Entwicklungen und die Zukunft der Wirtschaft, aber auch der Erde selbst: Was ist noch sicher, was kann morgen wegbrechen?

Das ist die Bedeutung von BANI. Diese Zeiten verlangen Führungskräften einiges ab. Wie können sie Ruhe und Orientierung bieten, wenn die See so rau und die Mannschaft verzagt ist?

Vorgehensweisen für Führungskräfte

Wenn die Welt immer schneller und chaotischer wird, müssen Führungskräfte ihren Stil dem anpassen, was da gerade geschieht. Es geht nicht darum, ebenfalls Chaos zu verbreiten, sondern angemessen auf Neuerungen zu reagieren. Es gibt einige Säulen, auf die Sie sich dafür stützen können.

Empathie und Flexibilität gegenüber den Mitarbeitenden

Es kann sein, dass Ihre Teammitglieder das Vertrauen in das Unternehmen verlieren und Ängste entwickeln. Vielleicht fühlen sie sich auch von den technischen Entwicklungen abgehängt und kapitulieren, weil sie gar nicht mehr mitkommen möchten.

Es ist wichtig, dass Sie ein offenes Ohr für die Leute haben. Bieten Sie relativ oft Feedbackgespräche an und ermutigen Sie Ihre Mitarbeitenden, über ihre Ängste und Bedenken zu reden. Zeigen Sie, dass Sie sie ernst nehmen und sich Gedanken um das machen, was sie zu sagen haben.

Entscheidungen nicht in Stein meißeln

Vergegenwärtigen Sie sich, dass Vorhersagen jederzeit umgeworfen werden können: Erinnern Sie sich zum Beispiel daran, wie ein verkanteter Frachter im Suezkanal die Lieferketten der halben Welt aufgehalten hat. Treffen Sie also Entscheidungen und Vorhersagen, aber haben Sie immer mindestens einen Plan B parat. So verhindern Sie, dass sofort Chaos entsteht, wenn etwas Unvorhergesehenes den ursprünglichen Plan zerschlägt.

Entwicklungen im Auge behalten

Um sicherzugehen, dass Sie auf dem richtigen Kurs sind, ist es wichtig, dass Sie Ihr Vorgehen regelmäßig hinterfragen:

Es ist wichtig, dass Sie sich diese Fragen unvoreingenommen stellen und ehrlich beantworten – auch und gerade dann, wenn eine nötige Änderung Zeit und Geld kostet. Gehen Sie darüber hinweg und hoffen Sie, dass sich alles von allein löst, werden die Kosten auf jeden Fall höher ausfallen.

Tipp: Bitten Sie Ihr Team um Hinweise, falls die Mitglieder im Lichte neuer Entwicklungen Bedenken hinsichtlich Ihrer Entscheidungen haben. So werden Sie auch dann frühzeitig auf einen Handlungsbedarf hingewiesen, wenn Sie ihn selbst übersehen, und beziehen Ihre Mitarbeitenden mit ein. Das stärkt ihr Vertrauen.

Transparente und unaufgeregte Kommunikation

Gewöhnen Sie sich an, offen und transparent mit allem umzugehen, was die aktuellen Entwicklungen und das Unternehmen betrifft. Wenn die Mitarbeitenden nichts erfahren und sich nur selbst ausmalen können, was sich hinter den Kulissen abspielen könnte, können sie sich in Verschwörungstheorien hineinsteigern. Besser ist es, wenn Sie offen mit ihnen sprechen, ohne allerdings zu schwarz zu malen und Panik zu schüren. Manchmal ist das ein sehr schwieriger Balanceakt. Verzichten Sie darauf, Ihren Mitarbeitenden falsche Sicherheiten zu versprechen!

Schaffen Sie ein Umfeld des Lernens

Sie können nur davon profitieren, wenn Sie an einem oder mehreren Kommunikationstrainings teilnehmen. Gönnen Sie auch Ihrem Team immer dann Coachings und Workshops, wenn es etwas Neues zu lernen gibt. Auch Events zur Teamentwicklung sind wichtig, wenn Sie das Vertrauen der Mitarbeitenden untereinander und Ihnen gegenüber stärken möchten.

Ein Klima des lebenslangen Lernens ist wichtig bei drückendem Fachkräftemangel. Es kann gut sein, dass es niemanden gibt, der auf die ausgeschriebene Stelle passt. Statt lange zu hadern und weiterzusuchen, ist es vielleicht an der Zeit, eine Person einzustellen, die viele, aber nicht alle Fähigkeiten mitbringt. Den Rest lernt sie dann über Fortbildungen und Schulungen – ein gutes Mittel, die Person längerfristig an das Unternehmen zu binden: Hier kann sie schließlich die Karriereleiter hinaufsteigen.

Fazit: Mit der Strömung statt gegen den Wind

Führung in der BANI-Welt verträgt keine starren Strukturen: Trifft ein Sturm auf sie, stürzen sie ein. Zeigen Sie daher bei der Führung Flexibilität: wenn Sie auf Ihre Mitarbeitenden eingehen, aber auch, wenn Sie Ziele setzen und Entscheidungen treffen. Verlassen Sie sich nie auf eine Entscheidung allein, sondern überlegen Sie stets, was Sie tun wollen, wenn der erste Weg plötzlich versperrt ist.

Beziehen Sie Ihre Mitarbeitenden immer ein. Erklären Sie den Ist-Zustand, diskutieren Sie mit ihnen, nehmen Sie ihre Ängste und Bedenken ernst. Je mehr Sie sie ins Vertrauen ziehen und auf ihre Mithilfe setzen, desto mehr fühlen sie sich verantwortlich und aktiv. Das ist ein viel besseres Gefühl, als mit vagen Ahnungen allein gelassen zu werden und die Befürchtungen ins Unermessliche wachsen zu sehen.


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