Autor: Roland Matuszewski, zfm-Projektleiter Personalberatung

Fehler passieren immer und überall. Entscheidend ist jedoch der Umgang mit Fehlern. Ein Fehler kann im negativen Sinne als enorm schädlich und ineffizient wahrgenommen werden. In einer positiven Fehlerkultur hingegen werden Fehler allerdings als Möglichkeit zu lernen sowie als Teil von Innovationsprozessen gesehen.

Ergebnisse im Rahmen einer Studie von Prof. Dr. Michael Frese (Leuphana Universität Lüneburg) zeigen hier deutliches Potenzial beim Umgang mit Fehlern in deutschen Organisationen auf. Deutschland belegt in Bezug auf den Umgang mit Fehlern im Rahmen der GLOBE-Studie[1] den vorletzten Platz der 61 untersuchten Länder.

Der Umgang mit Fehlern und das Etablieren einer Fehlerkultur ist daher auch in deutschen Verwaltungen ein wichtiges Thema. Die vorhandenen Strukturen und Rahmenbedingungen innerhalb der Verwaltungen können zusätzlich hemmend auf die Entwicklung einer Fehlerkultur wirken. Hierzu zählen beispielsweise stark hierarchisch geprägte Strukturen oder dienstliche Beurteilungen. Eine offene Fehlerkultur kann vor allem in Anbetracht der aktuellen und künftigen Herausforderungen, denen sich Verwaltungen stellen müssen, eine wichtige Rolle spielen. Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang die Digitalisierung der Verwaltung oder auch der Fachkräftemangel. So fördern in anderen Bereichen, wie der Softwareentwicklung, moderne und agile Arbeitsmethoden (z. B. Scrum) bereits aktiv den Umgang mit Fehlern, indem laufendende Prozesse ständig hinterfragt und flexibel angepasst werden können. Der offene Umgang mit und das Lernen aus Fehlern ist hier inkrementaler Bestandteil des Prozessmanagements. Darüber hinaus kann eine gute Fehlerkultur die Zufriedenheit der Mitarbeitenden steigern und hierdurch zu einer höheren Bindung von Fachkräften beitragen.

Doch der Weg zu einer positiven Fehlerkultur ist nicht einfach und beginnt bei ihrer Definition. Fehlerkultur bedeutet nämlich nicht, Fehler zu akzeptieren, sie zu loben oder sie sogar bewusst zu fördern. Stattdessen handelt es sich bei Fehlerkultur um eine Haltung, wo der Umgang mit Fehlern, welche nicht auftreten sollten, zu einem Aufbau von Wissen und somit zu einem Lerneffekt führen soll[2]. Eine wichtige Rolle für diesen Umgang mit Fehlern nehmen folglich Führungskräfte ein. Die Mitarbeitenden sollten das Vertrauen spüren, Fehler machen zu dürfen und diese offen ansprechen zu können. Daher ist eine gute Fehlerkultur auch immer eng mit einer offenen Feedbackkultur verknüpft.

Sollte ein Fehler passiert sein, wäre es falsch, danach die Frage zu stellen, welche Person diesen Fehler begangen hat oder gar diese Person bloßzustellen bzw. zu bestrafen. Stattdessen sollte die Frage nach den Gründen gestellt und der Fehler analysiert werden. Je nach Komplexität des Fehlers können weitere Mitarbeitende in diesen Prozess der Fehleranalyse einbezogen werden. Hierdurch wird der Lerneffekt auf das ganze Team erweitert.

Ein weiterer wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Fehlerkultur ist die Ermutigung der Mitarbeitenden durch ihre Führungskräfte. Dies kann verbal geschehen, aber auch über die Übertragung von Verantwortung. Hierdurch lernen Mitarbeitende noch unmittelbarer durch ihre eigenen Fehler und werden versuchen, dass in sie gesetzte Vertrauen zurückzuzahlen.

Zusammenfassend kennzeichnen nachfolgende Merkmale eine offene Fehlerkultur und können dabei unterstützen diese zu etablieren:

[1] https://globeproject.com/about?page_id=intro#globe2020_intro

[2] Oser, Fritz (2009): Wie «negatives Wissen» hilft, es besser zu machen. In: profi-L: Magazin für das Lehren und Lernen: Richtig falsch! Von Fehlern und ihrer Richtigkeit, 1/09, S. 4-6. schulverlag blmv AG.


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