Im Kampf um Fachkräfte müssen Kommunen auch die Personen für sich gewinnen, die nicht aktiv auf Jobportalen nach Stellen suchen, aber viel Zeit in sozialen Medien verbringen – und daher erreichbar für Angebote sind.

Autorin: Gianna Forcella

Im öffentlichen Sektor wächst der Wettbewerb um Arbeitskräfte. Um dem Fachkräftemangel entgegenzusteuern, sollte sogenanntes Recruiting Marketing als wichtiges Instrument betrachtet werden, sagt zfm-Beraterin Gianna Forcella.

Fachkräftemangel ist seit langem ein großes Thema: Bereits vor zehn Jahren war er spürbar, damals konnte ihm aber noch durch Überstunden und Umverteilung der Arbeit entgegengewirkt werden. In den kommenden Jahren wird sich die Situation verschärfen: 2030 wird voraussichtlich beinahe jede zehnte Stelle nicht mehr besetzt werden können. Im öffentlichen Sektor wird der Fachkräftemangel am größten sein.

Mit diesen Entwicklungen steigt die Bedeutung des Recruiting Marketings. Darunter werden alle Strategien und Aktivitäten verstanden, mit denen die Arbeitgebermarke gestärkt, Karrieremöglichkeiten dargelegt und Beziehungen zu Kandidatinnen sowie Kandidaten aufgebaut werden.

Diese Phase findet vor dem eigentlichen Bewerbungsprozess statt. Ziel ist es, eine positive Erfahrung für Bewerberinnen und Bewerber zu schaffen und somit positive Beziehungen zwischen ihnen und dem Unternehmen aufzubauen.

Wichtig ist zudem, dass nicht nur aktive, sondern vor allem auch passive Kandidatinnen und Kandidaten angesprochen werden. Damit sind die Personen gemeint, die nicht aktiv auf Jobportalen oder ähnlichen Plattformen nach Stellen suchen. Sie verbringen aber viel Zeit in den sozialen Medien, sodass sie durchaus erreichbar sind.

Um den Kreis von Kandidatinnen und Kandidaten zu erhöhen, sollten also auch die sozialen Medien genutzt werden. Dabei ist es wichtig, dass Recruiting über Facebook, Instagram oder andere Kanäle mehr ist als das Schalten einer Stellenanzeige. Man sollte Bewerberinnen und Bewerber thematisch abholen, etwa über Videos, um den zwischenmenschlichen Bezug zum neuen Arbeitgeber herzustellen. Vergleichen kann man dies mit dem Marketing: Auch hier werden Interessierte umworben, um sie als Kundinnen und Kunden zu gewinnen.

DAS RICHTIGE VORGEHEN

Recruiting Marketing lässt sich in vier Phasen einteilen: Anziehungs-, Überzeugungs-, Gewinnungs- und Auswahlphase.

In der Anziehungsphase geht es um einen guten ersten Eindruck gegenüber den unbekannten Personen und das Verwandeln in „Besuchende“. Dafür können unterschiedliche Methoden wie die Nutzung von Social Media, Jobbörsen oder Keyword-Recherche angewandt werden.

In der Überzeugungsphase sollen die „Besuchenden“ zu potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten werden. In Zentrum dieser Phase steht der passende Employer Branding Content: Das Unternehmen stellt sich überzeugend dar. Die entscheidende Phase im Recruiting Marketing Prozess ist dann die Gewinnung: Im Fokus steht die Umwandlung von Kandidatinnen und Kandidaten in Bewerbende. Dabei sollten potenziell Bewerbende gepflegt werden, indem man Kontaktpunkte schafft, zum Beispiel durch Ereignisse oder E-Mails.

Im letzten Prozessschritt steht die Auswahl eines neuen Mitarbeitenden aus dem Bewerbendenpool an. Dabei ist es wichtig, auch bei denen, die nicht ausgewählt wurden, einen guten Eindruck zu hinterlassen, damit sie den Arbeitgeber in guter Erinnerung behalten und ihn möglichst weiterempfehlen.

Die Nutzung von Recruiting Marketing wird für die Zukunft immer bedeutender, da es zur Stärkung der Arbeitgebermarke führt – was wiederum Bewerbende anlockt.

Erschienen in: der gemeinderat

Quellen:
Recruiting Marketing Strategie: Was Sie wissen müssen
Was ist Recruitment Marketing?
Fachkräftemangel im öffentlichen Dienst Prognose und Handlungsstrategien bis 2030, PWC


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