Aufgrund der begrenzten Anzahl an qualifizierten Fach- und Führungskräften ist es wichtiger denn je für Kommunen, wettbewerbsfähig zu sein und Bewerber von sich als Arbeitgeber zu überzeugen.

In einem durch den Fachkräftemangel bedingten „Arbeitnehmermarkt“ hat sich der bisherige Recruiting-Ansatz umgekehrt. Waren es früher die Kandidaten, die konkurrierten, sind es heute die Kommunen, die sich um Arbeitnehmer bemühen müssen. Dabei gilt es nicht nur, sich gegen die freie Wirtschaft zu behaupten, sondern auch im kommunalen Wettbewerb zu bestehen. Erfolgsentscheidend für die Verwaltungen ist es, gute Gründe zu liefern, warum ein Bewerber sich für sie entscheiden sollte. Eine gute Reputation macht hier oft schon den Unterschied.

Die „Candidate Experience“ gewinnt in diesem Kontext an Bedeutung. Dieser Begriff meint alle subjektiven Eindrücke, die ein Bewerber im Rekrutierungsprozess wahrnimmt. Aus den beobachteten Ereignissen zieht er Rückschlüsse auf die Arbeitsbedingungen und die Arbeitgeberattraktivität. Daher sollte in diesem Prozess jeder Kontaktpunkt zum Kandidaten positiv und motivierend gestaltet werden.

Um eine positive Candidate Experience zu erzeugen, sollte man die Perspektive wechseln und die Bewerber in den Mittelpunkt stellen. Jeder Bewerber sollte als potenzieller neuer Mitarbeiter behandelt werden. Dem Selbstbewusstsein der Kandidaten wird so Rechnung getragen. Negativerfahrungen von Bewerbern führen oft zu negativen Bewertungen in Foren oder über Mund-zu-Mund-Propaganda. Umgekehrt bedeutet es, dass zufriedene Kandidaten ein positives Bewerbungserlebnis, unabhängig vom Ergebnis, häufiger teilen.

POSITIVE ERLEBNISSE STÄRKEN

Ziel sollte es sein, negative Erlebnisse im Personalgewinnungsprozess zu reduzieren und positive Erlebnisse zu verstärken. Die Erfolgsfaktoren für die Candidate Experience sollten in allen Prozessphasen berücksichtigt werden. Die Kommune muss proaktiv für sich werben und sich erlebbar machen. Hierzu gehört die Bereitstellung leicht zugänglicher Informationen über die Homepage ebenso wie die Außendarstellung über soziale Netzwerke, Kongresse und Messen. Die Stellenanzeigen sollten informativ und adressatengerecht formuliert sein. Eine unkomplizierte Online-Bewerbungsmöglichkeit ist ebenso erfolgsentscheidend wie eine zeitnahe Reaktion.

Kandidaten erwarten heutzutage ein zügiges Bewerbungsverfahren. Je länger sich der Prozess der Entscheidungsfindung hinzieht, desto negativer fällt das Urteil aus. Da sich die meisten Kandidaten auf mehrere Stellenangebote bewerben, entscheiden sie sich bei Verzögerungen möglicherweise für einen anderen Arbeitgeber.

ZEITNAHE INFORMATIONEN

Bewerber wollen kontinuierlich informiert und individuell umworben werden. Dazu gehören konstante, gut erreichbare Ansprechpartner. So zeigt die Kommune Interesse an den Kandidaten. Auftretende Unsicherheiten können zeitnah wahrgenommen und aufgelöst werden.

Professionelle Vorstellungsgespräche mit angenehmer Atmosphäre entsprechen heute den Erwartungen der Kandidaten, ebenso die Transparenenz im Bewerbungsprozess. Gerade der Wunsch der Kandidaten nach der Nachvollziehbarkeit der Auswahlschritte sollte beachtet werden.

Am Ende steht ein individuelles Feedback zum Bewerbungsprozess: Dieses wirkt auch bei abgesagten Kandidaten positiv.

Ein strukturiertes Onboarding nach der Einstellungsentscheidung wirkt auf den eingestellten Kandidaten motivationsfördernd. Feste Ansprechpartner sichern eine reibungslose Einarbeitung. Der positive Eindruck durch ein bewerberzentriertes Verfahren sollte durch die Integration des neuen Mitarbeiters erhalten bleiben. Dies begründet ein positives und langfristiges Arbeitsverhältnis.

Erschienen in: der gemeinderat


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