Autorin: Julia Schwick, zfm-Beraterin

These 1: Führungskräfte haben eine hohe Verantwortung dafür, dass sich Mitarbeitende emotional gebunden fühlen

Dem letzten Gallup Engagement Index von Ende 2023 ist zu entnehmen, dass sich immer weniger Beschäftigte in Deutschland (emotional) an ihren Arbeitgeber gebunden fühlen. Die Wechselbereitschaft erreichte mit 45 Prozent 2023 ein Rekordhoch. Das bedeutet, dass sage und schreibe 45 Prozent der Befragten angegeben haben, aktiv auf Jobsuche oder offen für Angebote zu sein.

Emotionale Bindung und ihre Auswirkungen

Der Gallup Engagement Index Deutschland erhebt seit 2001 die emotionale Bindung von Beschäftigen an ihren Arbeitgeber. Eine hohe emotionale Bindung führt auf Basis der Ergebnisse dieser Langzeitstudie zu weniger Fluktuation und Fehlzeiten auf der einen sowie einem gesteigerten Engagement und einer höheren Arbeitsleistung auf der anderen Seite. Emotional gebundene Mitarbeitende gehen also gerne zur Arbeit und bringen sich ein.

Gute Führung als Schlüssel zur emotionalen Bindung

Als ein maßgeblicher Faktor für die emotionale Bindung von Mitarbeitenden wird im Rahmen der Studie „gute“ Führung genannt. Im Weiteren ist zu lesen: „69 Prozent derjenigen, die aufgrund der erlebten Führung eine hohe emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber aufweisen, sind nicht auf Jobsuche. Bei denen, die innerlich bereits gekündigt haben, sinkt dieser Wert auf 33 Prozent.“ Dabei geben nur 14 Prozent der Befragten an, ein durch gute Führung geprägtes Arbeitsumfeld zu erleben.

Was macht „gute“ Führung aus?

Doch was macht „gute“ Führung aus? In der Gallup-Studie ist hierzu unter anderem dargestellt:
„Gute Führung orientiert sich stets am Menschen (…) Menschen wollen als Individuum wahrgenommen und behandelt werden und nicht nur als Arbeitskraft“.
Das bedeutet: Mitarbeitende müssen das Gefühl haben, dass die eigenen individuellen Stärken gesehen, berücksichtigt und gefördert werden.

Wertschätzung und psychologische Sicherheit als Bestandteile guter Führung

Ein weiterer relevanter Aspekt guter Führung ist Wertschätzung. Das mag abgenutzt klingen, die Realität in vielen Organisationen ist jedoch, dass Mitarbeitende sich nicht wertgeschätzt fühlen. Heruntergebrochen geht es darum, Mitarbeitende für ihr Dasein und Mitwirken in der Organisation als Menschen mit individueller Persönlichkeit wertzuschätzen (im wahrsten Sinne der Wortherkunft „Hochachtung“ entgegenzubringen).

Psychologische Sicherheit als Voraussetzung für Engagement

Eng damit verbunden ist das Konzept der psychologischen Sicherheit. Psychologische Sicherheit bedeutet im Arbeitskontext, dass es möglich ist, Ideen oder Kritik zu äußern und Fehler zuzugeben, ohne dafür negative Konsequenzen (das können Vergeltungsmaßnahmen oder Strafen sein, aber auch ein „einfaches“ Augenrollen) befürchten zu müssen. Psychologische Sicherheit ist eine wesentliche Voraussetzung für die Etablierung einer offenen Fehler- und Feedbackkultur. Wenn die Organisation eine solche Kultur zulässt bzw. fördert, fällt es Mitarbeitenden wesentlich leichter, sich einzubringen, mitzuwirken und Eigenverantwortung zu übernehmen. Und das sind wieder wesentliche Faktoren, die zu einer hohen emotionalen Bindung an eine Organisation führen.

Führungskräfte als Stellschraube für emotionale Bindung

Auch wenn natürlich viele weitere Faktoren einen Einfluss auf die emotionale Bindung von Mitarbeitenden haben, werden Führungskräfte als „erste Repräsentant*innen“ der Organisation wahrgenommen und sind somit eine wesentliche Stellschraube. Führungskräfte können ein Risikofaktor für die emotionale Bindung von Mitarbeitenden sein – dies zu reflektieren und den eigenen Einfluss im positiven Sinn zu nutzen, um stattdessen ein Motivationsfaktor zu sein, ist ein erster Schritt in die richtige Richtung.


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