Gefühle können Sie nicht einfach an der Tür zum Arbeitsplatz abgeben: Sie begleiten sie und haben einen Einfluss auf Ihr Wirken. Ebenso wie Ihnen selbst geht es all ihren Kolleginnen und Kollegen. Aber wie viel Emotion im Job ist eigentlich gut – gerade für Führungskräfte, die ja für andere Vorbildfunktion haben?

Gefühle verschwinden nicht im Job

Wie gleichtönig und langweilig wären die Tage bei der Arbeit, wenn sich niemals jemand Gefühle oder Stimmungen anmerken ließe? Gefühle sorgen für Verbindungen: Wir können uns für andere freuen, wenn sie erzählen, weshalb sie sich gut fühlen. Wir können Mitleid mit anderen empfinden und ihnen Trost spenden, wenn sie sich schlecht fühlen. Das ist menschlich, das mach uns aus. Durch den Austausch und das Teilen von Gefühlen kommen wir einander näher und erkennen uns gegenseitig als Individuen mit eigenen Wünschen, Ängsten und Zielen.

Von Mitarbeitenden oder Führungskräften zu erwarten, dass sie sich ihre Emotionen während der Arbeit nicht anmerken lassen, ist schlicht zu viel verlangt: Viele Menschen verbringen den Großteil ihrer Werktage am Arbeitsplatz. Sie sind keine Maschinen, tauschen sich in Pausen gut gelaunt aus oder sind knurrig. Und das ist gut so, denn wer seine Gefühle zu lange unterdrückt, kann tatsächlich krank werden – nicht nur psychisch, sondern auch physisch: Der Körper schüttet Stresshormone aus, die auf lange Sicht zu Bluthochdruck, Herzkreislauferkrankungen sowie Schlafstörungen mit vielfältigen Folgen führen können.

Empathie ist für Führungskräfte unverzichtbar

Längst ist Fachwissen nicht mehr alles, was eine Führungskraft für ihren Job mitbringen sollte. Die Arbeitswelt befindet sich in einem ständigen Wandel, und inzwischen ist hinlänglich bewiesen, dass zufriedene Mitarbeitende, die sich wertgeschätzt fühlen, dem Unternehmen treu sind und bessere Arbeit leisten als unzufriedene. Für die Zufriedenheit der Teammitglieder sind die jeweiligen Führungskräfte maßgeblich mitverantwortlich. Sie:

Für alle diese Punkte ist es wichtig, dass Sie als Führungskraft Empathie mitbringen: Hören Sie aufmerksam zu, wenn Ihre Mitarbeitenden erzählen, und kümmern Sie sich um ihre Anliegen. Meist hilft es schon sehr weiter, dass die einzelnen Teammitglieder sich gesehen fühlen und spüren, dass sie ernst genommen werden.

Kümmern Sie sich um die Bedürfnisse und Belange der Mitarbeitenden, können Sie mit ihnen auch schwierige Situationen überstehen. Lernen die Teammitglieder, dass sie Ihnen vertrauen können, nehmen sie Ihnen häufig auch schwierige Entscheidungen nicht übel. Mitarbeitende, die sich grundsätzlich wertgeschätzt und unterstützt fühlen, engagieren sich stärker und sind dem Unternehmen oder der Behörde gegenüber loyaler.

Tipp: Empathie kann man lernen! Manche Menschen besitzen die Gabe, sich in ihr Gegenüber hineinzuversetzen. Fehlt Ihnen diese Fähigkeit, können Sie lernen, worauf Sie achten müssen. Es gibt eigens zu dem Thema Schulungen für Führungskräfte.

Auch Führungskräfte haben Gefühle

Dass Sie alle anderen im Blick haben müssen, bedeutet nicht, dass Sie sich selbst vernachlässigen dürfen: Auch Sie als Führungskraft haben Emotionen. Sie können frustriert oder gestresst zur Arbeit kommen, traurig sein, sich Sorgen machen oder Freude empfinden. Diese Gefühle sind eine Art Kompass, der auf Ihre Bedürfnisse hinweist. Sie sollten sie als Informationsquellen zu lesen verstehen. Das bedeutet, sie anzunehmen und mit ein wenig Distanz betrachten. So laufen Sie nicht Gefahr, von ihnen mitgerissen zu werden.

Erlauben Sie sich kurz, dem Gefühl nachzuspüren, aber treten Sie dann emotional einen Schritt zurück. Das gelingt, indem Sie sich nach dem Warum fragen. Auf diese Weise gewinnen Sie ein bisschen Abstand und können die Emotion sozusagen klinischer betrachten.

Ein Beispiel: Eine Person aus Ihrem Team hat eine wichtige Information falsch aufgenommen und deshalb ist jetzt ein Auftrag in Gefahr. Ihre erste Reaktion mag sein, dass Sie diese Person zur Schnecke machen möchten. Das würde allerdings die Situation nicht verbessern und ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass Sie die Verantwortung für einen Fehler in ihrem Team tragen. Statt also an die Decke zu gehen, sollten Sie sich fragen:

Mit diesen Fragen beruhigen Sie sich nicht nur etwas, sondern lenken Ihre Gedanken gleichzeitig in produktive Bahnen. Sie gehen das Problem an, statt nach Schuldigen zu suchen. Sie konzentrieren sich auf Ihre Optionen, ohne jemandem eine ohnehin schwierige Situation noch schlimmer zu machen.

Ein solches Verhalten wird von Mitarbeitenden hochgeschätzt: Sie wissen, dass sie angstfrei mit Problemen und Fehlern zu Ihnen kommen können. Das ist bei dem aktuellen Fachkräftemangel Gold wert.

Wichtig: Balance zwischen Arbeitgeber und Mitarbeitenden

Vor allem von Natur aus empathische Führungskräfte, denen es sehr leichtfällt, sich in andere hineinzuversetzen, müssen sich in manchen Situationen mit dem Verständnis für die Mitarbeitenden zurückhalten: Sie sind immer noch Vorgesetzte in einem Unternehmen oder einer Behörde und damit den Zielen des Arbeitgebers verpflichtet. Es ist ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die anfallende Arbeit von den Mitarbeitenden vollständig, pünktlich und hochwertig erledigt wird.

Heute weiß man allerdings, dass das durch aufmerksame und wertschätzende Führung weit eher gelingt als durch autoritäres Auftreten. Das heißt: Haben Sie das Wohlergehen Ihrer Teammitglieder im Blick, während Sie gleichzeitig auf das übergeordnete Ziel Ihres Arbeitgebers hinwirken! Idealerweise entsteht so eine Win-win-Situation.

Fazit: Emotion im Job ist gut und richtig

Es ist nicht nur erlaubt, sondern sogar ratsam, dass Sie im Beruf Ihre Gefühle nicht unterdrücken. Allerdings können und sollten Sie Ihre Emotionen in einem angemessenen Rahmen halten: Wutanfälle und Tränenausbrüche wirken nicht professionell und verstören auch Ihre Mitarbeitenden, für die Sie eine Vorbildfunktion haben.

Bedenken Sie immer, dass Sie das Klima in ihrem Team mit vorgeben. Lassen Sie also ungezügelt Ihre schlechte Laune an den Kolleginnen und Kollegen aus, können Sie davon ausgehen, dass diese es Ihnen gleichtun werden. Bleiben Sie hingegen selbst in gedrückter Stimmung aufmerksam und respektvoll, wird oft auch dieses Verhalten nachgeahmt.


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