Teilzeit als Führungskraft? Das letzte Jahrhundert rollt mit den Augen. Zum Glück sind wir aber inzwischen ein bisschen weiter: Mehr und mehr setzen nicht nur Unternehmen, sondern auch Behörden auf das sogenannte Topsharing. Was es damit auf sich hat, wo die Herausforderungen und Chancen liegen, erfahren Sie hier.

Definition: Was ist Shared Leadership?

Bei Shared Leadership handelt es sich um die geteilte Führung – eines Unternehmens, einer Behörde, einer Abteilung, eines Projekts etc. Ein aktuelles Beispiel sind die Doppelspitzen verschiedener Parteien. Neben Shared Leadership und Topsharing finden Sie auch die Begriffe Co-Leadership, Joint Leadership, Co-Führung oder geteilte Führung: Alle diese Namen zeigen an, dass sich zwei oder mehr Personen die Führungsaufgaben teilen.

Darum wird Shared Leadership immer interessanter

Die Babyboomer gehen nach und nach in Rente, der Fach- und Führungskräftemangel verstärkt sich. Behörden und Unternehmen müssen sehr genau überlegen, wie sie sich in der Konkurrenz um die Arbeitskräfte aufstellen möchten. War es lange Zeit kein Problem, Teilzeit in Führungspositionen rundweg abzulehnen, müssen Arbeitgeber langsam umdenken. Andernfalls werden sie als ewig gestrig gesehen und haben das Nachsehen auf dem Arbeitsmarkt.

Lange war die Führungsposition unantastbar: Entscheidungen trifft eine Person, da wird nichts geteilt. Dieses Vorgehen ist starr, aber deutlich leichter umzusetzen. Führung zu teilen, ist komplex und erfordert viel Kommunikation. Allerdings ist die einfachste Vorgehensweise nicht automatisch auch die beste.

Diese Chancen und Vorteile bietet die Shared Leadership

Es gibt eine Reihe positiver Punkte, die gut funktionierendes Topsharing mit sich bringt:

Berlin hat die Zeichen der Zeit erkannt: In der Hauptstadt gibt es das Modellprojekt Jobsharing im Öffentlichen Dienst: „Die Möglichkeit des Führens in Teilzeit oder des Jobsharings“, heißt es aus der Senatskanzlei, „soll zukünftig zur Selbstverständlichkeit in der Berliner Verwaltung werden.“ Jobsharing soll als innovativer Ansatz besonders gefördert werden. (Zur Pressemitteilung)

Das sind die Herausforderungen und Nachteile des Topsharings

Shared Leadership ist absolut kein Selbstläufer. Sie können also nicht eine Stelle zwischen zwei Personen aufteilen und hoffen, dass alles gutgeht. Diese Punkte sollten Sie bedenken:

Shared Leadership erfordert also deutlich mehr Kommunikation, als das bei einer Vollzeitstelle mit nur einer Person der Fall ist. Unter Umständen werden dadurch auch die Abstimmungswege länger.

Topsharing ist nichts Neues

Inoffiziell findet Shared Leadership bereits an vielen Arbeitsstellen statt:

Die Umsetzung von Topsharing kann diese inoffizielle Aufgabenverteilung durch Führungskräfte legitimieren und honorieren. Das sorgt auch für eine deutlich bessere Stimmung innerhalb der Teams.

Fazit: Darum ist Shared Leadership eine wichtige Weichenstellung

Topsharing ist keine Zukunftsmusik, sondern eine dringend notwendige Anpassung von Behörden und Unternehmen an den veränderten Arbeitsmarkt. Je nach Bedürfnis ist es relativ frei gestaltbar: Zwei Führungskräfte können sich Stelle etwa im Verhältnis 50/50, aber auch 60/40 oder 70/30 teilen. Das hängt ganz davon ab, wer wie viele Kapazitäten hat. Auch eine Dreiteilung ist denkbar. In unterschiedlichen Abteilungen sind verschiedene Lösungen möglich.

Vielleicht haben Sie bei den Herausforderungen und Nachteilen die Kosten für den Arbeitgeber vermisst: Zwei Teilzeitstellen kosten ihn schließlich effektiv mehr als eine Vollzeitstelle. Dieser Punkt wurde vernachlässigt, weil die gehobene Qualität der gemeinschaftlich verantworteten Aufgaben ihn in den meisten Fällen mehr als wettmacht.

Entscheiden Sie sich für das Angebot von Teilzeitstellen in Führungspositionen, werden Sie feststellen, dass Sie nicht nur brachliegende Kapazitäten Ihrer Mitarbeitenden ausschöpfen können: Diese kommen auch weniger überlastet von den Aufgaben daheim zum Arbeitsplatz und arbeiten deutlich zielstrebiger und motivierter. Sie haben eine Menge zu gewinnen, wenn Sie Shared Leadership ermöglichen – und an Akzeptanz auf dem Arbeitsmarkt zu verlieren, wenn Sie es nicht tun.


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