Längst reicht es den meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern nicht mehr, Teile ihrer Lebenszeit gegen einen Gehaltszettel einzutauschen: Ihr Job soll sinnvoll sein und ihnen einen Mehrwert bieten. Das gilt vor allem für gut qualifizierte Fachkräfte und Führungskräfte, die bereits etwas Erfahrung gesammelt haben. Mit dem sogenannten Purpose Driven Hiring, dem sinnorientierten Recruiting, können Sie vermitteln, dass Ihr Unternehmen bzw. Ihre Behörde exakt diesen Mehrwert zu bieten hat.

Was genau hat es mit Purpose auf sich?

Unternehmen, die sich dem Recycling, der Pflege von Menschen, dem Tierschutz oder einem anderen hohen Ziel widmen, haben kein Problem mit der Definition von Purpose: Der Sinn liegt im Thema selbst. Aber wie sieht das bei Betrieben oder Behörden aus, deren Kernthema nicht unmittelbar als sinnvoll dargestellt werden kann? Hier lohnt es sich, in die Tiefe zu denken.

Mehrwert kann viele verschiedene Gesichter haben. Vielen Mitarbeitenden ist es zum Beispiel wichtig, dass ihr Arbeitgeber unabhängig von der Branche nachhaltig agiert und sich für den Erhalt des Klimas und der Umwelt einsetzt. Auch die Beachtung fairer Arbeitsbedingungen in der Lieferkette wird als wertvoll angesehen, ebenso wie ein gutes Integrations- und Diversity-Management.

Engagement in solchen Bereichen zeigt, dass nicht ausschließlich der monetäre Gewinn im Vordergrund steht, sondern dass ein gutes Leben für alle, soziale Fairness und die Zukunft auf dem Planeten ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Einem Arbeitgeber mit solchen Prioritäten stellen diejenigen Menschen gern ihre Arbeitskraft zur Verfügung, denen diese Themen ebenfalls am Herzen liegen. Sinnhaftigkeit kann allerdings auch ganz persönlich sein, und dieser Ansatz ist besonders wichtig.

Sinnvoll für die und den Einzelnen

Setzen Sie bei den Mitarbeitenden an und überlegen Sie, welche Punkte für sie persönlich von Wert sein können – etwa:

Je mehr Mitarbeitende in Gestaltungsprozesse im Unternehmen oder in der Behörde eingebunden werden und je mehr Vertrauen ihnen die Führungsetage bei der Bearbeitung ihrer Aufgaben entgegenbringt, desto sinnvoller erscheint ihnen ihre Arbeit: Sie erledigen nicht unhinterfragt Aufgaben, die sie ohne Erklärung erhalten, sondern wissen genau, was sie wofür tun. Die Arbeit erscheint ihnen sinnvoller und sie fühlen sich gesehen.

Dass der jeweilige Arbeitgeber sich zudem um ihr Wohlergehen sorgt und durch das betriebliche Gesundheitsmanagement und passende Angebote Schritte unternimmt, um es zu erhalten, verbessert die Bindung zum Unternehmen.

Purpose Driven Hiring zeigt den Mehrwert

Möchten Sie gezielt Talente ansprechen, die nach einem Arbeitsplatz mit Sinn und Mehrwert suchen, sollten Sie das bereits in den Stellenanzeigen verdeutlichen: Kostenloses Wasser und frisches Obst sind schon längst keine Benefits mehr, die Anreize setzen – Arbeitsuchende möchten eine weitere Dimension in ihrer alltäglichen Arbeit, die dem Job eine sinnvolle Grundlage verleiht. Beschreiben Sie daher die Werte Ihres Unternehmens oder Ihrer Behörde und machen Sie vor allem klar, welche Vorteile die Bewerberinnen und Bewerber von der Arbeit hier haben werden.

Leiten Sie die Interessierten auf die Website Ihres Unternehmens bzw. der Organisation. Hier können Sie genauer erklären, was die Arbeitsstelle zu bieten hat und welche Chancen mit ihr verbunden sind. Gut geeignet sind zum Beispiel auch Videos von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die über ihren Job sprechen und erklären, welchen Mehrwert die Arbeit für das Unternehmen oder die Behörde ihnen bietet.

Das Bewerbungsgespräch im Purpose Driven Hiring

Statt im Bewerbungsgespräch ausschließlich fachliche Fragen zu stellen und die bisherigen Erfahrungen zu ergründen, sollten Sie sich eher auf situations- und verhaltensorientierte Fragen verlegen. Finden Sie heraus, wie die Bewerberin oder der Bewerber in bestimmten Situationen reagieren würde und anhand welcher ethischen Grundsätze die jeweiligen Entscheidungen getroffen werden.

Bringen Sie auch die beruflichen und gesellschaftlichen Wünsche Ihres Gegenübers für die Zukunft in Erfahrung. So bekommen Sie eine relativ klare Vorstellung davon, was die Person antreibt, wie sie sich in das Unternehmen einfügen würde und welchen Einfluss sie auf die Arbeitsdynamik und auf ihr Team hätte.

Gleichzeitig spürt die Bewerberin oder der Bewerber, dass es hier nicht um ein einfaches Lückenfüllen geht: Es soll nicht nur eine vakante Stelle im Unternehmen oder in der Behörde besetzt werden – es wird eine Person gesucht, die sie fachlich ausfüllt und sich einbringen möchte, um mit und am Unternehmen zu wachsen.

Purpose Driven Hiring darf nicht hohl sein

Das Wichtigste beim sinnorientierten Recruiting ist, dass Sie den Bewerberinnen und Bewerbern die Wahrheit sagen. Gaukeln Sie kein Engagement vor, wo keines besteht, und erwähnen Sie keine flachen Strukturen und eigenverantwortliches Arbeiten, wenn es bei der Arbeit hierarchisch zugeht und Kontrolle an der Tagesordnung ist.

Menschen, die nach einem Job mit Sinn suchen, durchschauen innerhalb kürzester Zeit, ob die Angaben aus dem Bewerbungsgespräch stimmen. Kann das Arbeitsumfeld nicht bieten, was Sie im Gespräch versprochen haben, sind gerade jüngere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer schnell wieder weg: Sie haben auf dem Arbeitsmarkt gelernt, dass in Zeiten des Fachkräftemangels der nächste Job nicht lange auf sich warten lässt.

Andererseits engagieren sich Mitarbeitende mehr und haben ein besseres Gefühl bei der Arbeit, wenn sie sie tatsächlich als sinnvoll empfinden. Vielen ist der Sinn sogar wichtiger als ein hohes Gehalt. Gelebter Sinn in der Unternehmenskultur ist daher ein starkes Mittel zur Mitarbeitendenbindung.


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