Um den steigenden Anforderungen, Daten, Informationen und schnelllebigen Trends im Alltag und im Job gerecht zu werden und erfolgreich performen zu können, sind Fähigkeiten wie ein gutes Zeitmanagement, eine kontinuierliche Lernbereitschaft, Flexibilität und eine klare Zielsetzung enorm wichtig. Ebenfalls kann eine bewusste Übernahme an Selbstverantwortung dazu beitragen, dass die eigene Leistungsfähigkeit im Job hochgehalten wird und die Freizeit dabei nicht zu kurz kommt. Denn fällt es uns nicht allen mal schwer, den Kollegen „Nein“ zu sagen, sich von „sehr wichtigen Aufgaben“ zu distanzieren oder die eigenen Bedürfnisse an erster Stelle zu setzen? Da die Übernahme an Selbstverantwortung bei vielen Menschen häufig viel zu kurz kommt, soll dieser Artikel auf jenes Thema bewusst aufmerksam machen. Doch was ist mit Selbstverantwortung eigentlich im Spezifischen gemeint?
Autorin: Yanna Schneider, zfm-Beraterin
Selbstverantwortung für das eigene Leben zu übernehmen bedeutet, die eigenen Ziele, Bedürfnisse und Werte zu vertreten und diese im Spannungsfeld zwischen sich selbst und anderen durchzusetzen. Um dies tun zu können, ist es demnach erforderlich, die eigenen Werte zu kennen, sich über eigene Ziele bewusst zu sein oder persönliche Bedürfnisse wahrzunehmen. Erst dann können diese gegenüber anderen durchgesetzt werden. Um sich über persönliche Ziele, Werte und Bedürfnisse bewusst zu werden, kann bspw. die Methode helfen, die „Augen, Ohren und den Mund“ stets offen zu halten. Damit ist z. B. gemeint:
- Halten Sie die Augen offen – visualisieren Sie Ihre Ziele; welche Hindernisse sehen Sie, die Ihre Ziele negativ beeinflussen? Sehen Sie Personen oder Aufgaben, die keine Rücksicht auf Ihre Bedürfnisse oder Werte nehmen?
- Halten Sie die Ohren offen – hören Sie auf Ihre innere Stimme, aber hören Sie auch auf Warnungen und Feedback von anderen.
- Öffnen Sie den Mund – kommunizieren Sie Ihre Bedürfnisse, Werte und Ziele; grenzen Sie sich bewusst von Dingen ab, die Sie nicht tun wollen; fragen Sie nach Unterstützung; sprechen Sie Belastungen an, bevor es zu Stress und weiteren negativen Konsequenzen kommt.
Wichtig ist hierbei, dass Sie sich von sozialen Gruppen und einem damit einhergehenden Gruppenzwang nicht aus der Ruhe bringen lassen. Nur weil eine Arbeitsgruppe, Freunde oder auch die eigene Familie etwas von Ihnen erwartet, dass gegen Ihre eigenen Bedürfnisse, Ziele oder Werte gerichtet ist, sollten Sie diese nicht hinten anstellen. Übernehmen Sie Selbstverantwortung und bleiben sie Ihren eigenen Prinzipien treu.
Eine weitere Möglichkeit, Selbstverantwortung zu übernehmen, ist in dem man sich von anderen Personen oder Aufgaben bewusst abgrenzt. Dabei kann gezieltes „Neinsagen“ helfen. Doch leider ist das häufig einfacher gesagt als getan. Hier ein paar Gründe, weshalb das Neinsagen überhaupt so schwer ist:
- Mangelnde Selbstsicherheit, sich gegenüber anderen durchzusetzen
- Die Angst vor negativen Konsequenzen wie bspw. die soziale Ablehnung oder das Geraten in Konflikte. Es ist ein besseres Gefühl ohne Schuldgefühle zu leben, keine Streitsituationen zu haben und sich als selbstlosen Menschen sehen zu können, anstatt in ungewollte Konfliktsituationen zu geraten.
- Langjährig verankerte Glaubenssätze – Glaubenssätze wirken unbewusst und sind alltäglich wiederkommende Gedanken. Durch verschiedene Erfahrungen werden Rückschlüsse auf ähnliche Situationen übertragen, die dann wiederum das aktuelle Verhalten beeinflussen. So passiert es häufig, dass Glaubenssätze verallgemeinert werden und die Folge haben, dass Personen von ihrer bewussten Zielerreichung oder ihren Potentialen abgehalten werden. „Ich muss es jedem recht machen, sonst werde ich nicht akzeptiert.“
Damit Sie zukünftig gestärkt sind „Nein“ zu sagen, können Ihnen folgende Tipps helfen, um selbstverantwortlicher zu handeln:
- Sie bekommen eine kurze Bitte oder sollen in einem kleinen Anliegen unterstützen? Sie wissen, dass es am Ende mehrere Stunden Arbeit kosten wird. Fragen Sie nach einer kurzen Bedenkzeit, um sich dem Anliegen der anderen Person bewusst zu werden. So können Sie abwägen, ob Sie wirklich Zeit dafür bereitstellen wollen.
- Begründen Sie Ihr „Nein“ sachlich und nachvollziehbar. So können Sie Überredungsversuche minimieren und Ihre Position deutlich machen. Ein Blickkontakt, ein freundlicher Ton oder ein Lächeln helfen ebenfalls dabei dem Gegenüber ein Gefühl der Wertschätzung entgegenzubringen, obwohl die Bitte abgelehnt wurde.
- Geben Sie Ihrem Gegenüber eine Alternative, vielleicht haben Sie aktuell keine Zeit oder keine Lust auf die angefragte Aufgabe, vielleicht sieht es in ein paar Wochen jedoch wieder anders aus?
- Überdenken Sie Ihre Glaubenssätze. Ein positives Denken führt zu einer optimistischeren Grundhaltung und zu mehr Energie. Anstatt „Ich schaffe es sowieso nicht, „Nein“ zu sagen.” lieber “Ich schaffe es „Nein“ zu sagen!”
- Wiederholung macht den Meister! Je öfter Sie „Nein“ sagen werden, umso einfacher wird es Ihnen mit der Zeit fallen. Dazu ist Geduld gefragt.
Quellen und Literaturtipps:
Quellen:
Graf, A. (2019). Selbstmanagementkompetenz in Organisationen stärken: Leistung, Wohlbefinden und Balance als Herausforderung (2. Aufl.). Wiesbaden: Springer Gabler.
Kalus, A. (2020). Glaubenssätze auflösen: Die besten Tipps und praktischen Beispiele.
Merkle, R. (2020). Warum wir uns mit dem Nein sagen schwer tun.
Preisendörfer, P. (2009). Glaubenssätze Überzeugungen & Co. – Von mentaler Sabotage zum vollen Potential. Oberstdorf: Windpferd.
Schmitt-Sausen, N. (2019). Resilienz: Neinsagen ist erlaubt.
Sievers, A. (2012). Nein sagen nach dem INGA-Prinzip: Wie Sie der Ja-sage-Falle ab sofort souverän entgehen.
Bildnachweis: pexels-marco-sebastian-mueller-6288281
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