Den Trend Fridge Hiring nutzen bereits viele Organisationen im Recruiting, um im „War for Talents“ zu überstehen. Aufgrund des Renteneintritts der Babyboomer-Generation in den kommenden Jahren, werden größere Engpässe entstehen. Dabei kann davon ausgegangen werden, dass die zukünftigen Fachkräfte, welche gut ausgebildet und über wichtige Hard- sowie Softskills verfügen, schnell “vergriffen” sein werden. Sodass Arbeitgeber proaktiv neue Mitarbeitende einstellen, die in Zukunft die Positionen der älteren Generation einnehmen. Da eine konkrete Stelle für die eingestellten Mitarbeitenden noch nicht besteht, bekommen sie die Gelegenheit die Organisationen sowie deren Strukturen kennenzulernen und unterstützen in den für sie fachgebietsnahen Abteilungen. Somit verschaffen sich die Arbeitgeber, durch das Hamstern von Mitarbeitenden, Sicherheit.

Autorin: Gianna Forcella, zfm-Beraterin

Im Fokus der Unternehmen stehen Personen, die bereits mehrjährige Berufserfahrung (mittleres Karrierelevel) mitbringen als auch junge Talente, welche neu in die Arbeitswelt einsteigen. Entscheidend ist, dass die Talente ein grundlegendes Wissen der Tätigkeit und erste Berufserfahrungen mitbringen. Bei den Führungspositionen hingegen wird kaum auf Vorrat eingestellt. In den Bereichen IT/Softwareentwicklung, HR und Sales wird das Fridge Hiring bereits in vielen Organisationen angewandt. Aber auch bei handwerklichen Berufen steht das Hamstern von Mitarbeitenden bereits hoch im Kurs.

Insgesamt sei es wichtig, dass die Personaler nicht wahllos Personen einstellen. Somit also auf die Passung zur Organisation achten müssen und stets die Entwicklung des Unternehmens im Blick halten, um nicht zu viele Kandidatinnen und Kandidaten einzustellen, welchen dann wieder gekündigt werden muss.

Die Organisationen sollten bei der Anwendung von Fridge Hiring darauf achten, dass sie die eingestellten Talente eng begleiten – also ein gutes Onboarding durchführen und Ansprechpersonen an die Hand geben. Zudem müssen die Unternehmen eine starke Arbeitgebermarke aufbauen, um sich für junge Talente gut zu positionieren. Besonders wichtig ist, dass die nach außen kommunizierten Inhalte auch in der Realität zutreffen, damit kein Imageschaden erlitten wird.

Das Fridge Hiring bringt einige Vorteile für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmende mit sich. Dadurch, dass qualifizierte Mitarbeitende immer knapper werden, sollten Bewerbende nicht mehr strikt aussortiert werden, wenn es beispielsweise keine passende Position für die Person gibt. Stattdessen sollten die Personalfachkräfte mehr potenziellen Arbeitnehmern die Chance geben, eingestellt zu werden, ohne dass sie z. B. viel Berufserfahrung mitbringen. So können sie sich im Job in Ruhe auf die zukünftig zu besetzende Position vorbereiten und Hard Skills, welche sie noch nicht mitbringen, erlernen.

Eine weitere Chance liegt darin, dass Arbeitnehmende in Ruhe ankommen und sich ohne Druck entfalten können, sodass ihnen die Möglichkeit gegeben wird, neue Fähigkeiten zu entdecken bzw. auszubauen. Somit können die Angestellten einen gewissen Entwicklungsraum genießen und gleichzeitig wirken die Unternehmen dem Personaldefizit entgegen. Womit der nächste Vorteil bereits angedeutet wird. Denn durch das bereits heutige Personaldefizit in vielen Bereichen müssen Mitarbeitende Überstunden leisten, um die Mehrarbeit zu kompensieren. Somit können die „gehamsterten“ Personen die Kolleginnen und Kollegen unterstützen und gleichzeitig davon profitieren, dass sie sich in der Organisation vernetzen können.

Problematisch kann Fridge Hiring dann sein, wenn Organisationen wahllos Mitarbeitende einstellen und somit den Verlust von Zeit, Geld und sogar Arbeitnehmerzufriedenheit riskieren. Man sollte sich also vorher Gedanken machen, wie viele Personen und in welchen Bereichen diese gebraucht werden.

Außerdem sollte auch beachtet werden, dass Fridge Hiring nicht das Problem des Fachkräftemangels in Deutschland löst.
Es sorgt eher dafür, dass Herausforderungen im Unternehmen, die durch den Personalmangel entstehen (werden), gemeistert werden können.


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