Jemand aus dem Team kommt mit einem Anliegen zu Ihnen. Nach dem Gespräch verlässt die Person erleichtert lächelnd den Raum. Sie haben ein warmes Dankeschön bekommen und jetzt jede Menge Mehrarbeit auf dem Tisch. War es das wert? Vielleicht ja. Vielleicht neigen Sie aber auch zum Power Pleasing – und das kann auf die Dauer gefährlich werden.

Was hat es mit Power Pleasing auf sich?

Sie sind harmoniebedürftig und möchten es gern allen recht machen? Dann kann es sein, dass Sie ein sogenannter People Pleaser sind: Sie investieren viel Energie darein, die Bindung zu anderen Menschen zu stärken. Je mehr Sie andere Menschen zufriedenstellen, desto höher sind Ihr Selbstwert und Ihr Sicherheitsgefühl.

Mit Ablehnung können Sie nicht gut umgehen, und wenn Sie jemandem etwas abschlagen müssen, werden Sie von Schuldgefühlen geplagt. Daher entscheiden Sie sich oft zugunsten anderer und gegen sich selbst und Ihre Bedürfnisse. People Pleasing ist immer gefährlich für die betroffene Person – als Power Pleasing bei einer Führungskraft überträgt sich die Gefahr auch auf das Unternehmen.

Das sind die großen Probleme mit dem Power Pleasing

Power Pleasing ist eine Vorgehensweise, die allzu großer Harmoniesucht entspringt. Sie kann aber immer nur eine bestimmte Weile lang gutgehen. Irgendwann holen die negativen Auswirkungen Sie ein, und dann kommt es zum Eklat oder zum Zusammenbruch. Hier ist eine Übersicht der vier großen Probleme, die Power Pleasing mit sich bringt.

Sie reiben sich auf bis zum Burnout

Wenn Sie immer allen alles recht machen wollen, bleibt Ihnen oft nichts anderes übrig, als selbst Mehrarbeit zu leisten. Leute in Ihrem Team haben Vorschläge, Anmerkungen und Extrawünsche, und das ist auch gut und richtig so. Wenn Sie allerdings alles annehmen und überall Zusagen machen, werden Sie schnell feststellen, dass Ihnen die Arbeitszeit zwischen den Fingern zerrinnt. Sie:

Organisationsaufgaben zählen ohne Frage zum normalen Arbeitsalltag einer Führungskraft. Sie stellen aber fest, dass Sie viele Aufgaben nicht erfüllen müssten, wenn Sie an der einen oder anderen Stelle Nein gesagt hätten. Stattdessen vernachlässigen Sie dringend benötigte Erholungsphasen für sich selbst und geraten in Dauerstress. Wenn Sie jetzt nicht gegenlenken, ist ein Burnout die Folge.

Entscheidungsangst rächt sich später

Manchmal ist es notwendig, dass Sie als Führungskraft Entscheidungen treffen, die gleich mehrere Leute in Ihrem Team nicht gut finden. Als Führungskraft sind Sie Ihren Mitarbeitenden verpflichtet, aber eben auch Ihrem Arbeitgeber. Sie bekommen zwar mit, dass sich Dinge nicht so entwickeln, wie sie das eigentlich sollten. Aus Angst vor Kritik oder Verstimmung im Team sagen Sie aber nichts und hoffen, dass sich die Situation von allein löst.

Das wird sie aber nicht. Stattdessen läuft alles in eine falsche Richtung, bis sich der Fehler kaum mehr beheben lässt. Letzten Endes muss Ihr Arbeitgeber ihn ausbaden – und das kann auch für Ihre Karriere Konsequenzen haben, denn Sie haben die Verantwortung für Ihr Team.

Ungelöste Konflikte eskalieren

Tritt in einem Team ein Konflikt auf, ist das eine der wohl unangenehmsten Situationen für Führungskräfte, die zum Power Pleasing neigen: Hier ist es völlig unmöglich, nicht mindestens eine Partei vor den Kopf zu stoßen. Trotzdem ist es falsch, den Konflikt zu ignorieren, bis er sich komplett verselbstständigt hat. Feindseligkeiten:

Ob Sie wollen oder nicht: Das Ansprechen und Auflösen von Konflikten sind Ihre Aufgaben als Führungskraft und Sie müssen ihnen nachkommen.

Eskalation führt zu Schaden

Nicht immer, aber in manchen Fällen kommt es irgendwann zur Eskalation. Manche Menschen stellen immer dreistere Forderungen, wenn sie merken, dass sie damit Erfolg haben. Statt dass sie Ihrem Vorbild folgen und rücksichtsvoll und hilfsbereit sind, nutzen sie Ihr Verständnis aus, ohne etwas zurückzugeben. In einem solchen Fall kann es sein, dass Ihnen irgendwann der Geduldsfaden reißt.

Naturgemäß bleibt es dann nicht beim Nein, sondern Sie erleichtern ihr Herz um alles, was sich lange angestaut hat. Die Person, mit der sie gerade sprechen, bekommt alles an den Kopf geworfen – auch die Dinge, die sie nicht betreffen. Wenn Sie vorher alles haben durchgehen lassen, wird diese Reaktion für Ihr Team komplett aus dem Nichts kommen. Die Mitglieder werden sie als unfair empfinden – selbst, wenn sie Sie vorher zu nachgiebig fanden.

Die Schäden nach einem solchen Sturm zu beheben, ist immer mit viel Arbeit verbunden und manchmal nicht vollständig möglich. Es kann sein, dass jemand aus dem Team sich lieber einen neuen Job sucht. Zu den Leidtragenden gehört auch hier wieder Ihr Arbeitgeber: Wer auf diese Weise ein Unternehmen oder eine Behörde verlässt, verfasst nur allzu oft eine negative Arbeitgeberbewertung.

Anzeichen für Power Pleasing

Um die negativen Auswirkungen von Power Pleasing zu umgehen, müssen Sie sich selbst scharf im Blick behalten. Das gilt speziell für diejenigen, für die Harmonie besonders wichtig ist. Auf folgende Punkte sollten Sie achten:

All diese Anzeichen deuten darauf hin, dass Ihr Bedürfnis, es allen recht zu machen, zu groß ist. Es gibt aber Vorgehensweisen, mit denen Sie Ihr Verhalten ändern können.

Tipp: Professionelle Coachings können Ihnen aus der Power-Pleaser-Falle helfen.

So lernen Sie, Nein zu sagen

Power Pleasing abzulegen, ist alles andere als einfach. Sie selbst sind schließlich daran gewöhnt – und Ihr Team auch. Beginnen Sie nun plötzlich damit, Vorschläge oder Bitten abzulehnen, werden Ihre Teammitglieder überrascht und enttäuscht sein. Das ist schwer für Sie auszuhalten, aber es ist zu schaffen. Sind die Wachstumsschmerzen vorbei, die diese Veränderung mit sich bringt, wird die Arbeit allen leichter fallen. Hier sind einige praktische Tipps, die Sie im Arbeitsalltag befolgen können.

Sie werden schnell feststellen, dass niemand Ihr Nein so schwernimmt wie Sie selbst. Dieser Lerneffekt macht es zukünftig leichter für Sie, auch unliebsame Entscheidungen zu treffen.

So gehen Sie mit Konflikten um

Gehen Sie Konflikte proaktiv an. Bekommen Sie mit, dass es in Ihrem Team Meinungsverschiedenheiten gibt, sprechen Sie die Beteiligten darauf an. Lassen Sie beide Seiten zu Wort kommen. Handelt es sich um Fragen, die die Arbeitsprozesse betreffen, sollten Sie auch die Meinung anderer Teammitglieder einholen. Vielleicht ist hier eine Optimierung möglich, die Sie Ihrem Arbeitgeber zur Absegnung vorlegen können.

Handelt es sich um andere Themen, hören Sie sich beide Seiten an. Kommen Vorwürfe von Mobbing oder Sabotage auf, müssen Sie dem schnellstmöglich nachgehen und gegebenenfalls scharfe Verweise aussprechen. Auch hier kann es notwendig werden, die Kolleginnen und Kollegen zu befragen. Je nach Art des Konflikts entscheiden Sie sich für eine Seite oder finden Sie einen Mittelweg, mit dem beide Parteien gleich (un-)zufrieden sein können. Wichtig ist, dass Sie handeln, damit aus einem Funken kein Flächenbrand wird.

Fazit: Aktiv gegen Power Pleasing

Das beste Mittel gegen Power Pleasing ist eine gute Organisation. Haben Sie den Überblick darüber, wer was wann macht und wann welche Abgabe fällig ist, haben Sie gute Gründe, wenn Sie Nein sagen müssen. Behalten Sie immer im Hinterkopf, dass Sie:

Sie erfüllen Ihre Aufgaben im Unternehmen oder in der Behörde besser, stärken Ihre Resilienz als Führungskraft und werden von Ihren Mitarbeitenden respektiert. Wenn Sie Vorschläge und Anfragen aus guten Gründen ablehnen, führt das nicht dazu, dass alle Sie hassen. Gegenteilig kann allzu große Nachgiebigkeit dazu führen, dass Mitarbeitende den Respekt verlieren und ihren Vorteil suchen. Also: Mehr Mut zum Nein!


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