Autorin: Julia Schwick, zfm-Beraterin

Dass diverse Teams Unternehmen erfolgreicher machen, konnte mittlerweile durch einige Studien, beispielsweise der Unternehmensberatungen McKinsey sowie BCG, gezeigt werden. Dies gilt auch und insbesondere für Führungsteams. Dennoch sind viele Führungsetagen von Unternehmen und Verwaltungen nach wie vor männlich dominiert.

Wenngleich im letzten Jahr 46,8 % aller Erwerbstätigen in Deutschland Frauen waren und sich insbesondere unter den Akademiker:innen ein hoher Frauenanteil (49,5 %) findet, sind sie in den Führungsetagen deutlich unterrepräsentiert: Nur knapp jede dritte Führungskraft (28,9 %) war 2022 weiblich.[1] Wie die zfm-Kooperationsstudie der Zeppelin Universität („FIT-Public Management-Studie“) zeigt, fällt die Repräsentation von Frauen in Top-Managementfunktionen öffentlicher Unternehmen noch geringer aus als bei den DAX-40-Unternehmen.

Viele Frauen in Führung berichten von besonderen Herausforderungen bei ihrer Entwicklung und Positionierung als Führungskraft. Gerade in männlich dominierten Branchen haben sie im Gegensatz zu ihren männlichen Mitstreitern häufig mit Stereotypen, fehlenden Rollenvorbildern und Unterstützerinnen sowie weiteren Stolpersteinen zu kämpfen. Dies führt dazu, dass einige Frauen den Schritt in eine Führungsposition scheuen.

Folgende Tipps können Frauen bei der Entwicklung als Führungskraft helfen:

1. Netzwerken
Der Aufbau eines starken beruflichen Netzwerks kann Türen für die berufliche Weiterentwicklung öffnen. Dabei gilt: Netzwerken Sie mit Frauen und Männern. Die Teilnahme an speziellen Netzwerk-Events für Frauen kann insbesondere dem Teilen von Wissen und Erfahrungen mit denselben Herausforderungen dienen. Aber auch der bewusste Austausch mit männlichen Kollegen, zum Beispiel auf Messen oder in Branchenverbänden, ist hilfreich, um sich als Frau in Ihrer Branche zu positionieren. Berufliche soziale Netzwerke wie LinkedIn bieten eine gute Möglichkeit, mit Branchenspezialisten in Kontakt zu kommen, aber auch, die eigenen Stärken und beruflichen Erfolge zu teilen. Der Kontakt zu Kolleg:innen und Vorgesetzten in der eigenen Organisation sollte allerdings auch nicht vernachlässigt werden.

2. Selbstvermarktung
Karriere ist vor allem auch Selbstvermarktung. Insbesondere Frauen fällt das Verkaufen eigener Leistungen erfahrungsgemäß schwer, auch da ihnen im Vergleich zu Männern in ihrer familiären und gesellschaftlichen Sozialisation vor allem Werte wie Bescheidenheit und Rücksichtnahme mitgegeben wurden. Dies führt dazu, dass Frauen sich im beruflichen Kontext häufiger unter Wert verkaufen und eigene Leistungen abwerten.
Bei der eigenen Karriereentwicklung gilt allerdings: Stellen Sie Ihr Licht nicht unter den Scheffel! – Ihre männlichen Kollegen tun dies auch nicht. Machen Sie das eigene Können und Ihre Erfolge sichtbar; zum Beispiel durch das aktive Beteiligen an Meetings, indem Sie Ihre Ideen in großen Runden äußern oder Sonderprojekte übernehmen (bei denen es allerdings nicht um die Arbeit im Hintergrund geht). Ein typisch weibliches Verhalten ist nämlich das des „fleißigen Bienchens“, also Wegschaffen von Arbeit. Dies sendet in Bezug auf Führung allerdings die falschen Signale: Hier kommt es darauf an, zu delegieren, zu entscheiden und Nein sagen zu können. Streichen Sie zudem Wörter wie „ein bisschen“, „eventuell“, „vielleicht“ sowie den Konjunktiv aus Ihrem Wortschatz. Dies gilt im Übrigen auch für Bewerbungsgespräche.

3. Aktive Karriereplanung
Für eine erfolgreiche Karriere gibt es kein Patentrezept. Zu Beginn sollte für jede Frau deshalb die Konzipierung eines persönlichen Karriereplans stehen. Hierbei steht die Zielfokussierung im Mittelpunkt. Machen Sie sich bewusst, wo Sie in 20 Jahren stehen wollen. Möchten Sie eine Führungsfunktion oder eine Spezialistentätigkeit innehaben? In welchem Fachgebiet wollen Sie verstärkt tätig sein? Welche Qualifikationen und Fähigkeiten fehlen Ihnen, um die gewünschte Position zu erreichen? Die Definition eines konkreten Karriereziels hilft, die eigene Karriere mit Nachdruck zu verfolgen, Zwischenziele anzuerkennen und Rückschläge zu verkraften. Machen Sie sich zudem frühzeitig Gedanken zur Familienplanung und gehen mit Überlegungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf offensiv um.

4. Work-Life-Balance
In Deutschland übernehmen immer noch vorwiegend Frauen Sorgearbeit wie beispielsweise die Betreuung von Kindern, Pflege von Angehörigen oder einen Großteil der Hausarbeit. Zu einer aktiven Karriereplanung gehört daher auch die Beschäftigung mit der Frage, wie Sie Beruf und Familie vereinbaren wollen. Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu optimieren, gibt es einige gut funktionierende Modelle: Flexible Arbeitszeiten, Lebensarbeitszeitmodelle, Home-Office-Regelungen, Teilzeittätigkeiten, Job Sharing. Beziehen Sie diese Möglichkeiten bei der Karriereplanung mit ein und gehen Sie proaktiv mit Vorschlägen auf Ihren Arbeitgeber zu.

5. Weiterbildung
Investieren Sie bewusst in Ihre Aus- und Weiterbildung. Dies bildet die Grundlage für Ihre Karriere als Führungskraft. Weiterbildende Studiengänge ermöglichen es Ihnen beispielsweise, sich mit modernen Führungsmethoden auseinanderzusetzen. Führungsschulungen bieten zudem die Möglichkeit, sich in einer geschützten Umgebung auszuprobieren, das eigene (Führungs-)Verhalten kritisch zu reflektieren und sich Feedback sowie Erfahrungsberichte der anderen Teilnehmer:innen einzuholen. Hierdurch können Sie Ihre Führungskompetenzen, beispielsweise in den Bereichen Kommunikation, Konfliktlösung, Mitarbeitendenmotivation oder Delegation, weiterentwickeln.

6. Mentoring / Coaching
Gerade wenn Sie neu in einer Führungsposition sind oder die Organisation wechseln, sind Mentor:innen Gold wert, um die neue Position bzw. Organisation zu verstehen, diese erfolgreich anzugehen und sich selbst zu reflektieren. Viele Unternehmen bieten mittlerweile Mentoringprogramme für den Einstieg. Eine Alternative bieten Netzwerke, in denen man sich mit erfahrenen (weiblichen) Führungskräften austauschen und diese als Vorbild für die eigene Führungspraxis nehmen kann, oder auch das Konsultieren eines externen Coaches, um bestimmte Situationen und Verhaltensweisen gemeinsam zu besprechen.

7. Umgang mit Stereotypen
Stereotype und Vorurteile, wie „Frauen sind zu weich für eine Führungsposition“ oder alternativ „Frauen, die führen, sind hart und herrschsüchtig“, sind hartnäckig in unbewussten Denkmustern, auch seitens der Entscheidungsträger:innen in Organisationen, verankert. Dazu kommen die meist männlichen Rollenvorbilder, da die männliche Führungskraft noch immer die Norm ist. Von weiblichen Bewerberinnen und Führungskräften wird daher oftmals, wenn auch unbewusst, eine höhere Leistung erwartet als von den männlichen Mitbewerbern bzw. Kollegen. Machen Sie sich diese potenziellen Stolpersteine bewusst, ohne sich zu stark davon in Ihrem Auftreten als Führungskraft beeinflussen zu lassen. Es geht nicht darum, männliche Führungskräfte in ihrem Verhalten zu kopieren, sondern die eigenen Verhaltensmuster zu überdenken und eine eigene Herangehensweise an Führung zu erarbeiten. Wenn Sie Vorurteilen und Herausforderungen authentisch, gelassen und diplomatisch und mit Besinnung auf Ihre eigenen Stärken begegnen, haben Sie den ersten Schritt in Richtung Ihrer Positionierung als Führungskraft gemacht.

[1] Quelle: Statistisches Bundesamt. Zu den Führungspositionen zählen die Geschäftsführung kleiner Unternehmen, die Geschäftsführung oder Bereichsleitung großer Unternehmen sowie leitende Positionen im Verwaltungsdienst.


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