Noch ist er ein Exot, der CDO (Chief Digital Officer) in der kommunalen Verwaltungsstruktur. Aber der Megatrend Digitalisierung übt steten Druck auf den öffentlichen Sektor aus, vermehrt neue „Chief“-Positionen zu etablieren. Wo sucht und wie findet man Führungspersönlichkeiten, den „Head of smart City“, für die neuen Aufgaben in der Kommune 4.0?
rathausconsult sprach mit Edmund Mastiaux, Geschäftsführer der Personalberatung zfm in Bonn.
Die Stadt Friedrichshafen „mit Seeblick und Weitsicht“ sucht für die Leitung des Amtes für Digitalisierung eine „starke Führungspersönlichkeit“ für die neu geschaffene Funktion des CDO. Der Bewerber sollte Informatik oder Wirtschaftsinformatik mit Masterabschluss vorweisen können. Die Große Kreisstadt Mössingen (Landkreis Tübingen) sucht einen „Digitalisierungsbeauftragten“ mit Bachelor in Public Management. Eine genaue Abgrenzung der jeweiligen Aufgabengebiete behält sich die Stadt noch vor. Die Stadt Heidelberg gründete 2017 gemeinsam mit den Stadtwerken eine „Digital-Agentur Heidelberg GmbH“. Der angekündigte CDO steht noch aus. Aktuell weist das Dezernat des Oberbürgermeistes innerhalb des Amtes für Digitales eine Organisationseinheit „Digitale Stadt“ aus. Die Landeshauptstadt Düsseldorf hat seit Mai 2017 einen CDO, der auch „Digitalisierungsbeauftragter“ genannt wird. Düsseldorf setzte bei der Besetzung dieser Position auf das Personal aus den eigenen Reihen. Anders in Bonn, der CDO in der Stadtverwaltung der Bundesstadt kommt aus der Privatwirtschaft und ist seit Januar 2018 im Dienst. Die Stadtverwaltung in Ludwigsburg hat seit dem 1. Oktober 2018 einen CDO, angesiedelt im Referat „Nachhaltige Stadtentwicklung“ in direktem Kontakt zum Oberbürgermeister. Der Ludwigsburger CDO kommt aus der privatwirtschaftlichen IT-Branche. In Hamburg darf sich der Leiter des Amtes IT und Digitalisierung CDO nennen und ist seit Anfang 2018 auf dieser Position. Er kam von der BHF Bank ins Amt.
Allein diese schmale Auswahl an Heads of Smart Cities ergeben schon insgesamt ein buntes Portraitbild. Das mag auch am Arbeitsumfeld liegen. Denn, wann eine Stadt smart ist, welche Kriterien erfüllt sein müssen, ist nicht klar definiert. Eine Stadt sei dann eine „smart City“, wenn sie sich so nennt, erklärt beispielsweise Prof. Sybille Bauriedel, die sich als Geographin und Stadtforscherin mit der Thematik auseinandersetzt. Eine Aussage, die auch Personalberater Edmund Mastiaux, spezialisiert auf Kommunen, zum jetzigen Zeitpunkt bestätigen kann. „Das Berufsbild zur Position des CDO, CDIO (Chief Digital Innovation Officer) oder CDTO (Chief Digital Transformation Officer) entsteht gerade erst. Unsere Ausschreibungen erzielen hohe Bewerberzahlen“, erklärt Mastiaux im Gespräch mit der Redaktion. „Die Bewerber kommen aus allen möglichen beruflichen Richtungen. Viele aus Stadtwerken und Projekten um „Smart Grids“ oder „Smart Meter“, so Mastiaux weiter. Das Adjektiv „smart“ entfalte Wirkung. „Für uns bietet die digitale Transformation gleichfalls ein neues und spannendes Arbeitsgebiet“, sagt Mastiaux und beschreibt im weiteren Gespräch, wie unterschiedlich die Anforderungen an die Besetzung eine CDO-Position definiert und umschrieben werden.
Die Neuorientierung betrifft auch auf die Beraterseite. „Wir besuchen vermehrt Fachtagungen zum Thema Smart City. Strecken unsere Fühler in Städte, wie Kopenhagen oder Wien aus, um unsere Direktkontakte zu stärken“, bestätigt Mastiaux. Glücklicherweise ist es das digitale Netzwerk als Basis des Recruitings erprobt. zfm besetzt mittlerweile über Social Media-Kanäle 80 Prozent der ausgeschriebenen Stellen. Die klassische Marktansprache in Form einer Print-Anzeige machen höchstens noch 20 Prozent aus. Die Wege der Personalbeschaffung sind schon lange smart.
Ingrid Kozanák, Erschienen in rathausconsult.
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