Autorin: Sanny Groß, zfm-Beraterin

Die Candidate Journey lässt sich in verschiedene Phasen unterteilen, die den gesamten Bewerbungsprozess von Personen von der ersten Kontaktaufnahme mit einem Unternehmen bis zur möglichen Einstellung beschreiben. Jede Phase spielt eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung einer positiven Erfahrung für die Bewerberinnen und Bewerber und erfordert spezifische Maßnahmen und Aufmerksamkeit seitens der Unternehmen, um sicherzustellen, dass diese reibungslos verläuft und die Bedürfnisse der Personen erfüllt werden.

1. Bewusstsein:
In dieser Phase ist es entscheidend, dass potenzielle Bewerberinnen und Bewerber das Unternehmen überhaupt wahrnehmen. Daher sollten Unternehmen verschiedene Kanäle nutzen, um ihre Präsenz zu erhöhen, sei es durch gezielte Stellenanzeigen auf Jobportalen, ansprechende Inhalte auf Social-Media-Plattformen, informative Beiträge auf Unternehmensblogs oder die Nutzung von Mitarbeiterempfehlungsprogrammen. Ein klarer und attraktiver Auftritt in diesen Kanälen ist wichtig, um das Interesse potenzieller Kandidatinnen und Kandidaten zu wecken und sie dazu zu ermutigen, mehr über das Unternehmen zu erfahren.

2. Interesse:
Nachdem potenzielle Bewerberinnen und Bewerber das Unternehmen wahrgenommen haben, ist es entscheidend, ihr Interesse zu wecken und zu fördern. Hier kommt es darauf an, dass Unternehmen ihre Unternehmenskultur, ihre Werte und ihre Mission transparent kommunizieren. Eine informative und ansprechende Unternehmenswebsite, authentische Mitarbeiterbewertungen auf Plattformen wie Kununu und interessante Inhalte wie Unternehmensvideos oder Mitarbeiterinterviews können dabei helfen, das Interesse der Personen zu wecken und sie dazu zu motivieren, sich weiter mit dem Unternehmen zu beschäftigen.

3. Bewerbung:
In der Bewerbungsphase ist es wichtig, dass der Bewerbungsprozess für die Kandidaten so einfach und benutzerfreundlich wie möglich gestaltet ist. Ein gut strukturiertes Bewerbungsportal mit klaren Anweisungen und einfach auszufüllenden Formularen kann dazu beitragen, dass Personen den Prozess reibungslos durchlaufen. Unternehmen sollten sicherstellen, dass alle notwendigen Informationen und Unterlagen für die Bewerbung leicht zugänglich sind und dass Bewerbende jederzeit Unterstützung erhalten können, falls sie Fragen oder Probleme haben.

4. Bewertung:
Während der Bewertungsphase ist es wichtig, dass Unternehmen die Bewerbenden fair und objektiv bewerten. Dies umfasst nicht nur die fachliche Eignung der Kandidatinnen und Kandidaten, sondern auch deren kulturelle Passung zum Unternehmen und deren Potenzial zur persönlichen und beruflichen Weiterentwicklung. Transparente Auswahlkriterien und ein strukturierter Auswahlprozess helfen dabei, die Bewertung objektiv zu gestalten und sicherzustellen, dass alle faire Chancen erhalten.

5. Entscheidung:
In der Entscheidungsphase ist eine offene und transparente Kommunikation von entscheidender Bedeutung. Sowohl Bewerberinnen und Bewerber als auch Unternehmen sollten klare Erwartungen und Konditionen für die weitere Zusammenarbeit kommunizieren. Dies umfasst unter anderem Informationen über das Gehalt, die Arbeitsbedingungen, die Arbeitszeiten und andere relevante Rahmenbedingungen. Offene Gespräche über diese Themen helfen dabei, Missverständnisse zu vermeiden und sicherzustellen, dass beide Seiten eine informierte Entscheidung treffen können.

6. Einstellung:
Nachdem die Entscheidung getroffen wurde, erfolgt die offizielle Einstellung des ausgewählten Kandidaten. In dieser Phase ist es wichtig, dass das Unternehmen die neue Kollegin oder den neuen Kollegen herzlich willkommen heißt und ihr oder ihm alle notwendigen Informationen und Ressourcen für einen erfolgreichen Start zur Verfügung stellt. Dazu gehört unter anderem eine gründliche Einarbeitung in das Unternehmen und die neue Position sowie die Bereitstellung von Unterstützung und Ansprechpersonen für eventuelle Fragen oder Probleme.

Trotz der Bedeutung der Candidate Journey können verschiedene Herausforderungen auftreten, die das Bewerbungserlebnis negativ beeinflussen können. Dazu gehören lange Antwortzeiten seitens des Unternehmens, unklare Kommunikation über den Stand der Bewerbung, komplizierte Bewerbungsformulare und ein mangelndes Gefühl der Wertschätzung seitens der Bewerbenden.

Um diese Herausforderungen zu überwinden und eine positive Candidate Journey zu gewährleisten, sollten Unternehmen bewährte Praktiken zur Optimierung dieses Prozesses anwenden:

Halten Sie die Personen über den Stand ihrer Bewerbung auf dem Laufenden und geben Sie klare Rückmeldungen, auch wenn sie nicht erfolgreich waren. Transparenz schafft Vertrauen und zeigt, dass das Unternehmen die Kandidatinnen und Kandidaten respektiert.

Bieten Sie ein benutzerfreundliches Bewerbungsportal an und reduzieren Sie unnötige Hürden und Formulare, um den Bewerbungsprozess zu erleichtern. Ein einfacher und klar strukturierter Bewerbungsprozess erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass qualifizierte Personen den Prozess erfolgreich abschließen.

Passen Sie die Kommunikation und Interaktionen mit den Bewerbenden an ihre individuellen Bedürfnisse und Interessen an. Eine personalisierte Ansprache und Unterstützung während des Bewerbungsprozesses zeigt den Interessenten, dass das Unternehmen sie als Individuen wahrnimmt und schätzt.

Nutzen Sie Bewerbermanagementsysteme, Chatbots oder KI-gestützte Tools, um den Bewerbungsprozess effizienter und benutzerfreundlicher zu gestalten. Technologische Lösungen können dabei helfen, den Bewerbungsprozess zu automatisieren, Rückmeldungen schneller zu geben und die Interaktion mit den Bewerberinnen und Bewerbern zu verbessern.

Die Candidate Journey ist ein wesentlicher Bestandteil des modernen Recruiting-Prozesses. Eine positive Candidate Journey trägt nicht nur dazu bei, hochqualifizierte Talente anzuziehen, sondern stärkt auch das Employer Branding und das Image des Unternehmens. Durch die kontinuierliche Überwachung und Optimierung der Candidate Journey können Unternehmen sicherstellen, dass sie im War for Talent erfolgreich sind und langfristigen Erfolg sichern.