Besteht ein hoher Cultural Fit zwischen Behörde oder Unternehmen und einer Person, die sich bewirbt, bedeutet das, dass die Zusammenarbeit gut funktionieren kann: Die Werte stimmen überein und die Person wird sich wahrscheinlich im Team sehr wohlfühlen. Mehr und mehr gewinnen Tests und Fragen an Bedeutung, mit denen sich die Güte dieses Cultural Fits ermitteln lässt. Wie das funktioniert und in welchem Umfang das sinnvoll ist, lesen Sie hier.

Was genau ist der Cultural Fit?

In Ihrer Behörde oder Ihrem Unternehmen gibt es bestimmte Arbeitsweisen, Ziele, Kernthemen – also eine Kultur. Menschen, die sich bei Ihnen bewerben, haben ebenfalls bestimmte Arbeitsweisen, Werte, Verhaltensweisen und Ziele, die sie für sinnvoll halten. Je mehr Übereinstimmungen es zwischen der Arbeitsstelle und der jeweiligen Person gibt, desto besser ist der Cultural Fit.

Chancen und Risiken durch den Cultural Fit

Legen Sie der Messung des Cultural Fits einen hohen Wert bei, kann das mehrere Vorteile mit sich bringen. Allerdings sollten Sie nie die Augen davor verschließen, dass es auch Nachteile gibt – nur so können Sie sie vermeiden.

Vorteile

Positive Auswirkungen der Eignungsdiagnostik hinsichtlich des Cultural Fits können die folgenden sein:

Diesen unleugbaren Vorteilen stehen allerdings diverse mögliche Nachteile gegenüber.

Nachteile

Zu den möglichen Nachteilen oder Herausforderungen durch den Cutural Fit zählen die folgenden Punkte:

Zudem müssen Sie immer bedenken, dass es gesetzliche Vorgaben hinsichtlich der Chancengleichheit gibt. Achten Sie darauf, dass Ihre Einstellungsprozesse immer im Einklang mit den Antidiskriminierungsgesetzen stehen und rundherum fair sind.

Diese Optionen gibt haben Sie – Mensch oder Maschine

Möchten Sie bei Bewerberinnen und Bewerbern den Cultural Fit messen, können Sie sich für unterschiedliche Vorgehensweisen entscheiden. Die meisten Personalerinnen und Personaler stellen entsprechende Fragen im Bewerbungsgespräch, andere setzen auf KI-gesteuerte Tests auf der Website.

Fragen im Bewerbungsgespräch

Im Bewerbungsgespräch können Sie verschiedene Fragen stellen, um herauszufinden, wie die Person gegenüber tickt und was sie antreibt. Möglich sind zum Beispiel die folgenden:

Auch Fragen zu Hobbys können Ihnen einen gewissen Einblick geben. Durch diese Fragen im Bewerbungsgespräch erhalten Sie ein recht gutes Bild der Bewerberin oder des Bewerbers und können sich vorstellen, wie gut die Person ins Team passen würde.

Tipp: Haben Sie bei den Bewerbungsgesprächen immer eine Person aus dem Team als Beobachter:in dabei, in dem die Stelle besetzt werden soll! Diese kann meist besser als Sie selbst sagen, ob die Chemie stimmt.

KI-Tests

Es gibt verschiedene Anbieter, bei denen Sie KI-basierte Tests zum Ermitteln des Cultural Fits bekommen. Diese erfragen meist weder Alter noch Geschlecht noch Herkunft, weil diese Dinge keine Rolle spielen sollen. Es geht allein um:

Schwierig ist, dass keine Nachfragen möglich sind, wenn die Interessierten nicht verstehen, was gemeint ist. Außerdem können Menschen im Gespräch anhand der Reaktionen Verschiedenes ablesen, was der KI verborgen bleibt. Skalenantworten können zudem auch von der Stimmung abhängig sein.

Vorteilhaft ist hier, dass Interessierte diesen Test bereits vor der Bewerbung machen und in ihrer Absicht bestärkt werden können, wenn das Ergebnis gut ist. Nachteilig ist die Kehrseite genau dieser Medaille: Macht eine vielversprechende Person mit passenden Fähigkeiten diesen Test und bekommt ein nicht besonders gutes Ergebnis, sieht sie vielleicht von der Bewerbung ab: Das Tool kann also auch abschreckend wirken.

Die Anbieter dieser Tests stellen genau dieses frühzeitige Aussieben als Vorteil dar. Ob das allerdings zu Zeiten des aktuellen Fachkräftemangels tatsächlich ein positiver Punkt ist, ist diskutabel. Es kann durchaus sein, dass potenzielle neue Mitarbeitende sich in Ansichten und Gewohnheiten etwas von den aktuellen Angestellten unterscheiden, sich aber trotzdem im Bewerbungsgespräch bei Ihnen wohlfühlen. Diese Chance können Sie sich mit KI-gesteuerten Tests verderben.

Ob ein solcher Test für Sie hilfreich ist oder nicht, hängt vielleicht auch von der Situation Ihrer Behörde oder Ihres Unternehmens ab: Bekommen Sie zahlreiche unpassende Bewerbungen, kann der Test dabei helfen, das Arbeitsaufkommen für die Personalabteilung zu reduzieren. Versuchen Sie hingegen seit geraumer Zeit vergeblich eine Stelle zu besetzen, schauen Sie sich die Interessierten vielleicht doch besser direkt selbst an.

Cultural Fit ist wichtig, aber nicht das einzige Kriterium

Insgesamt lässt sich sagen, dass eine gewisse Übereinstimmung zwischen Werten und Ansichten bei Arbeitgebern und Mitarbeitenden sich durchaus positiv auswirkt. Allerdings ist das ein Puzzleteil eines insgesamt vielschichtigen Bildes: Die Fähigkeiten und Erfahrungen müssen ebenfalls zu der Stelle passen. Zudem ist eine hundertprozentige Übereinstimmung nicht wichtig und kann sogar kontraproduktiv wirken, weil dadurch keine neuen Ideen an den Arbeitsplatz gelangen.

Fragen Sie nach Vorgehensweisen und Ansichten, um abzuklopfen, inwiefern die Bewerberinnen und Bewerber ins Team passen werden. Geraten Sie ruhig auch ein bisschen ins informelle Plaudern – so bekommen Sie ein gutes Bild von der Persönlichkeit Ihres Gegenübers und können ein Bauchgefühl entwickeln.

Übertreiben Sie es aber nicht! Es handelt sich um eine Arbeitsstelle, nicht mehr und nicht weniger. Weder müssen die Teammitglieder beste Freunde werden noch einem bestimmten Bild entsprechen. Es reicht, wenn sie im Team gut und gern zusammenarbeiten.


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