Autorin: Raza Hoxhaj, zfm-Beraterin

Die Arbeitswelt im Öffentlichen Dienst wird zunehmend von einer Vielfalt an Generationen geprägt. Babyboomer, Generation X, Millennials und die aufkommende Generation Z arbeiten Seite an Seite. Doch wie können diese verschiedenen Altersgruppen erfolgreich zusammenarbeiten, ihre Stärken nutzen und voneinander lernen?

Hier sind einige praktische Ansätze, um eine effektive generationsübergreifende Zusammenarbeit zu fördern:

1. Wertschätzung der Vielfalt an Erfahrungen und Perspektiven

Jede Generation bringt einzigartige Lebenserfahrungen, Arbeitsstile und Sichtweisen mit sich. Es ist entscheidend, diese Vielfalt als Bereicherung anzuerkennen und zu nutzen. Ältere Mitarbeitende verfügen über Erfahrungswissen, ein langjähriges Netzwerk und akkumulierte Kenntnisse, wodurch sie sich in Expertenteams sehr gut mit ihrer Helikopterperspektive einbringen können. Im Gegensatz dazu können jüngere Kolleg:innen oft mithilfe von neuen Technologien sowie ihrer Medienkompetenz in der Datensammlung und -verarbeitung dienen und stehen am Puls der Zeit. Durch den Austausch dieser unterschiedlichen Perspektiven entstehen kreative Lösungsansätze und innovative Ideen. In Rahmen des Personalmanagements kann dies berücksichtigt werden, indem Räume für den Erfahrungsaustausch beispielsweise durch die Bildung von interdisziplinären Teams geschaffen werden.

2. Förderung von Mentoring und Reverse Mentoring

Erfahrene Mitarbeitende können als Mentoren für jüngere Kolleg:innen fungieren, indem sie ihr Fachwissen und ihre Erfahrungen weitergeben. Gleichzeitig können junge Talente ihre Kenntnisse in Technologien oder neuen Arbeitsmethoden durch Reverse Mentoring teilen. Diese gegenseitige Unterstützung schafft Vertrauen und stärkt die Teambindung über Generationen hinweg. Die Mentorenfunktionen können prinzipiell auch über die Grenzen des Ruhestandes hinaus gehen, da viele pensionierte Mitarbeitende so auch weiterhin ihrem Bedürfnis nach Generativität* nachkommen können und die jüngere Generation insbesondere von ihrem Erfahrungswissen profitieren können. So findet auch die hohe Arbeitsethik und Einsatzbereitschaft der Baby Boomer Generation Wertschätzung und Anerkennung. Mentorenfunktionen können sowohl auf Führungsebene als auch auf der Ebene von Auszubildenden angeboten werden. Beispielsweise kann ein Buddy-System mit älteren Auszubildenden neuen Auszubildenden den Berufseinstieg erleichtern, das Zugehörigkeitsgefühl stärken sowie Unterstützung in der betrieblichen Sozialisation geben.

3. Flexibilität in der Arbeitsgestaltung

Unterschiedliche Generationen haben unterschiedliche Bedürfnisse und Präferenzen hinsichtlich der Arbeitsweise. Die Bereitstellung flexibler Arbeitsmodelle, die es den Mitarbeitenden ermöglichen, ihre Arbeitszeiten anzupassen oder remote zu arbeiten, kann die Zufriedenheit und Produktivität aller Altersgruppen erhöhen. Beispielsweise sind flexible Arbeitszeitmodelle für Mitarbeitende, die aktuell in der „Rush Hour“ ihres Lebens sind, von hoher Relevanz. Diese ermöglichen es den Mitarbeitenden ihre Rollen als Eltern, fürsorgliches Kind von pflegebedürftigen Eltern und leistungsmotivierte Mitarbeitende, die weiterhin auf der Karriereleiter aufsteigen wollen, in Einklang zu bringen. Unabhängig von dieser Personengruppe sind flexible Arbeitszeitmodell zur Förderung der Work-Life-Balance von hoher Relevanz. So haben bereits 14,3 Prozent der 18- bis 24-Jährigen eine berufliche Pause eingelegt und 28,6 Prozent möchten dies zukünftig tun. Dagegen haben von den 50- bis 59-Jährigen nur 6,6 Prozent ein Sabbatical in Anspruch genommen und lediglich 15,8 Prozent haben es vor. Dieser Wandel in den Erwartungen sollte zukünftig im Personalmanagement Berücksichtigung finden. Beispielsweise kann durch eine gezielte Vorbereitung die Arbeitsbelastung für die Kolleg:innen minimiert und Akzeptanz im Kolleg:innenkreis sowie die Mitarbeiter:innenbindung erhöht werden.

4. Kommunikationsstile

Eine offene und respektvolle Kommunikation bildet das Fundament erfolgreicher Zusammenarbeit. Hierbei ist es wichtig, dass sich die verschiedenen Generationen gegenseitig zuhören, voneinander lernen und unterschiedliche Kommunikationsstile respektieren. Vertreter:innen der älteren Generation bevorzugen häufig eine persönliche und in Teilen auch förmliche Kommunikation. Viele halten an der Tradition der Sie-Kultur fest und achten in der Kommunikation auf Hierarchien. Im Gegensatz dazu bevorzugt die jüngere Generation einen informellen Kommunikationsstil, der frei von Hierarchien ist. Es ist daher entscheidend, klare Erwartungen bezüglich des bevorzugten Kommunikationsstils zu kommunizieren, um Missverständnisse zu vermeiden und das Vertrauen im Team zu stärken. Indem die unterschiedlichen Präferenzen berücksichtigt werden, kann eine effektive und harmonische Kommunikation gefördert werden, die das Wir-Gefühl und die Produktivität verbessert.

5. Weiterbildung und lebenslanges Lernen fördern

Die kontinuierliche Weiterbildung ist entscheidend, um mit den sich ständig verändernden Anforderungen Schritt zu halten. Indem die Organisation Weiterbildungsmöglichkeiten für alle Generationen anbietet, können Mitarbeitende ihre Fähigkeiten verbessern und sich gegenseitig unterstützen. Es ist dabei wichtig zu berücksichtigen, welche Weiterbildungsformate von verschiedenen Generationen bevorzugt werden. Die ältere Generation bevorzugt in der Regel klar strukturierte Seminare mit begleitenden Unterlagen und einem Abschlusszertifikat. Im Gegensatz dazu zieht die jüngere Generation eher Webinare und Lernvideos vor, die kurze Lerninhalte kreativ und inspirierend vermitteln.
Auch in der Personalauswahl muss Weiterbildung Berücksichtigung finden, um in Zeiten des Fachkräftemangels das Portfolio an potentiellen Kandidat:innen zu vergrößern. Beispielsweise können Positionen zunächst mit noch nicht ausreichend qualifizierten Mitarbeitenden besetzt werden, die sich im Rahmen von Personalentwicklungsmaßnahmen in der Organisation aus- und weiterbilden können.

Insgesamt ist die generationsübergreifende Zusammenarbeit im Öffentlichen Dienst eine Chance, von der Vielfalt der Mitarbeitenden zu profitieren und ein dynamisches Arbeitsumfeld zu schaffen. Indem verschiedene Generationen zusammenarbeiten, können sie gemeinsam die Herausforderungen von heute bewältigen und sich auf die Zukunft vorbereiten. Es liegt an den Führungskräften, Perspektivwechsel zu fördern, um so Verständnis und Wertschätzung füreinander zu erhöhen, denn nur so kann diese Vielfalt genutzt werden und eine Kultur der Zusammenarbeit und des Respekts unterstützt werden.

*Unter Generativität wird der Wunsch verstanden, über die eigene Sterblichkeit hinaus der zukünftigen Generation etwas zu hinterlassen. Viele Menschen haben das Bedürfnis, sich um die folgende Generation zu kümmern (z. B. eigene Kinder) oder auch den persönlichen Erfahrungsschatz weiterzugeben, bspw. in Form von ehrenamtlichem Engagement oder einer Tätigkeit über die Rente hinaus. So erhalten sie das Gefühl, weiterhin von der jüngeren Generation gebraucht zu und weiterhin Teil der Gesellschaft zu sein.


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