Autorin: Annika Lachmann, zfm-Beraterin

In den vergangenen Jahren haben Themen im Zusammenhang mit Arbeitszufriedenheit, Mitarbeitendenbindung und psychischer Gesundheit am Arbeitsplatz deutlich an Bedeutung gewonnen. Unternehmen und Organisationen werden sich zunehmend bewusster, wie wichtig es ist, die Motivation der Mitarbeitenden aufrechtzuerhalten, um ihre Zufriedenheit zu gewährleisten und darüber ihre Leistung zu fördern. Falls dies dem Arbeitgeber nicht gelingt, kann es andernfalls bis zur Kündigung führen. Hierbei rückt ein Phänomen, welches nicht neu ist, vor dem Hintergrund der Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt verstärkt in den Fokus, das sogenannte “Quiet Quitting”.

Quiet Quitting bezieht sich auf die Situation, in der Mitarbeitende langsam ihren Beitrag reduzieren, weniger engagiert handeln oder sich distanzieren, bevor sie sich teils endgültig dafür entscheiden, das Unternehmen zu verlassen. Diese stille Form der Trennung ist gekennzeichnet dadurch, dass keine offene Mitteilung der Unzufriedenheit der Mitarbeitenden stattfindet, bevor diese kündigen und demnach häufig die Anzeichen für eine bevorstehende Kündigung seitens des Arbeitgebers nicht wahrgenommen werden.

Quiet Quitting kann sich auf verschiedene Weisen manifestieren. Beispiel hierfür können sein:

Die Gründe für Quiet Quitting können auf verschiedenen Faktoren beruhen. Insbesondere die individuelle, soziale und organisatorische Ebene spielen hierbei eine bedeutende Rolle.

Auf individueller Ebene können Mitarbeitende aufgrund von Unzufriedenheit oder persönlichen Herausforderungen zu dem Schluss kommen, dass ein stilles Ausscheiden die beste Option ist, um Konflikte zu vermeiden oder persönliche Integrität zu wahren. Individuelle Gründe für Quiet Quitting können dabei auch im Privatleben der Mitarbeitenden begründet sein. Kommen Belastungen wie Gesundheitsprobleme oder familiäre Verpflichtungen hinzu, die sich schlecht mit dem Berufsleben vereinen lassen, ziehen sich die Mitarbeitenden eventuell aus dem beruflichen Umfeld immer mehr zurück.

Auf sozialer Ebene kann ein Mangel an Vertrauen in die Organisationsleitung oder die fehlende Fähigkeit, Bedenken offen anzusprechen, dazu führen, dass Mitarbeitende sich zurückziehen und schließlich das Unternehmen verlassen. Auch zwischenmenschliche Konflikte oder ein schlechtes Arbeitsklima können dazu führen, dass Mitarbeitende sich isolieren und schließlich kündigen. Statt die Probleme offen zu thematisieren oder sich aktiv um Lösungen zu bemühen, wird in so einem Fall der Rückzug und stille Ausstieg als unkomplizierter empfunden.

Faktoren auf Organisationsebene wie eine ungesunde Arbeitskultur oder mangelnde Wertschätzung für Mitarbeitende können ebenfalls zur Entstehung von Quiet Quitting beitragen. Auch psychologische Konzepte wie das Modell der kognitiven Dissonanz können erklären, warum Mitarbeitende, die eine Diskrepanz zwischen ihren Werten und der Unternehmenskultur wahrnehmen, dazu neigen, sich zurückzuziehen.

Mögliche Konsequenzen von Quiet Quitting für den Arbeitgeber

Für Arbeitgeber kann Quiet Quitting schwerwiegende Folgen haben, die sich langfristig auf das Unternehmen auswirken können. Der Verlust von erfahrenen Mitarbeitenden kann zu einem Wissens- und Kompetenzverlust führen, der sich negativ auf die Leistung und Produktivität auswirkt. Darüber hinaus kann Quiet Quitting das Arbeitsklima belasten und das Vertrauen der verbleibenden Mitarbeitenden in die Organisation belasten. Wenn Mitarbeitende das Gefühl haben, dass ihre Kollegen und Kolleginnen still und unauffällig kündigen, ohne dass deren Probleme oder Bedenken ernst genommen werden, kann dies ein Gefühl der Unsicherheit und Unzufriedenheit hervorrufen oder verstärken.

Außerdem kann Quiet Quitting die Außenwahrnehmung eines Unternehmens beeinträchtigen. Wenn ehemalige Mitarbeitende negativ über ihre Erfahrungen im Unternehmen sprechen oder keine positiven Empfehlungen abgeben, kann dies potenzielle Bewerbende abschrecken und die Rekrutierung neuer Teammitglieder erschweren. Darüber hinaus können die Kosten für die Ersatzrekrutierung und die damit verbundene Einarbeitung erheblich sein.

Insgesamt ist es wichtig, dass Arbeitgeber proaktiv mit Quiet Quitting umgehen, um potenzielle negative Auswirkungen zu minimieren und eine positive und produktive Arbeitsumgebung herbeizuführen. Durch die Förderung offener Kommunikation und den Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zu den Mitarbeitenden können Arbeitgeber dazu beitragen, das Risiko von Quiet Quitting zu reduzieren und die langfristige Bindung und Zufriedenheit ihrer Mitarbeitenden zu fördern.

Die folgenden Strategien können Arbeitgeber dabei unterstützen Quiet Quitting zu minimieren:

  1. Regelmäßige Mitarbeitendenbefragungen: Um Probleme frühzeitig zu erkennen, können regelmäßige Mitarbeiterbefragungen durchgeführt werden, um das Feedback der Mitarbeitenden zu erhalten und auf ihre Bedürfnisse einzugehen.
  2. Offene Kommunikation: Offene Kommunikation zwischen Führungskräften und Mitarbeitenden ist entscheidend. Führungskräfte sollten für Probleme und Anliegen der Mitarbeitenden offen sein und konstruktives Feedback willkommen heißen.
  3. Anerkennung und Wertschätzung: Anerkennung und Wertschätzung sollten integraler Bestandteil der Unternehmenskultur sein. Unternehmen können dies durch regelmäßiges Feedback sowie Anerkennungsprogramme umsetzen.
  4. Verbesserung des Arbeitsumfelds: Unternehmen sollten darauf achten, ein positives und unterstützendes Arbeitsumfeld zu schaffen, das von offener Kommunikation, Respekt und Wertschätzung geprägt ist. Auch Maßnahmen zur Förderung der Work-Life-Balance, wie flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Möglichkeiten oder Sabbaticals sind hierbei unterstützend.
  5. Angebot von Entwicklungsmöglichkeiten und Karriereperspektiven: Es ist wichtig, Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben, sich beruflich weiterzuentwickeln und neue Fähigkeiten zu erlernen. Dies kann durch Schulungen, Weiterbildungsprogramme oder Mentoring-Programme erreicht werden. Arbeitgeber sollten Mitarbeitenden darüber hinaus klare Karriereperspektiven aufzeigen und ihnen Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung innerhalb des Unternehmens bieten.

Indem Unternehmen diese Maßnahmen ergreifen, können sie nicht nur Quiet Quitting reduzieren, sondern auch eine positive Arbeitsumgebung schaffen, welche die Bindung der Mitarbeitenden an ihren Arbeitgeber stärkt und langfristig zum unternehmerischen Erfolg beiträgt.


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