Lade Ideen ein und bewirte sie fürstlich,
denn eine von ihnen könnte ein König sein… (Mark Doren)
Autor: Ludwig Weitz, zfm Senior-Berater
Jede Organisation – ob Verwaltung, Wirtschaftsunternehmen oder Verein – ist nicht fest und starr, sondern ständig in Veränderung, ständig in Bewegung. Diese Veränderungen werden initiiert durch die relevanten Umwelten der Organisation und die Veränderungen und aktuellen Herausforderungen, die von innen und außen auf die „Firma“ zukommen. Daher ist die Innovation – das Hineinbringen von Neuem – für jede Organisation ein Zeichen der Lebendigkeit und für das Überleben letztendlich existenziell und NOTwendig. Jedes Unternehmen ist darauf angewiesen, sich immer wieder zu erneuern.
- Wie aber kommt die Innovation in die eigene Organisation?
- Wie kann ich als Führungskraft eine innovationsfreudige Kultur schaffen?
In diesem Beitrag geht es um ein Grundverständnis von Innovation und wie man diese Innovationen in die Organisation bringt.
Definitionen: Innovation
Innovation (wörtlich „Neuerung“ oder „Erneuerung“; von lateinisch innovare ‚erneuern‘ abgeleitet) wird in der Umgangssprache im Sinne von neuen Ideen und Erfindungen und für deren wirtschaftliche Umsetzung verwendet. Im engeren Sinne resultieren Innovationen erst dann aus Ideen, wenn diese in neue Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren umgesetzt werden, die tatsächlich erfolgreiche Anwendung finden und den Markt durchdringen (Diffusion). In die Wirtschaftswissenschaft wurde der Begriff durch Joseph Schumpeter mit seiner Theorie der Innovationen eingeführt; hier ist er als Aufstellung einer neuen Produktionsfunktion definiert. Die Innovation ist ein willentlicher und gezielter Veränderungsprozess hin zu etwas Erstmaligem, „Neuem“. Wirtschaft und Gesellschaft wandeln sich, wenn Produktionsfaktoren auf eine neuartige Art und Weise kombiniert werden. Auch in der Geisteswissenschaft und der Kultur wird der Begriff Innovation verwendet. Das forschende Suchen nach neuen Erkenntnissen oder künstlerischen Lösungswegen und Lösungen setzt Neugier, Kreativität und Lust auf Erneuerung voraus. Merkmal künstlerischer Avantgarden ist es, bisher unbekannte („innovative“) Ausdrucksformen zu finden und zu nutzen.
Und noch eine Definition, hier aus systemischer Perspektive: Innovation als Phänomen bezeichnet eine Erneuerungsaktivität in und von sozialen Systemen, die aus unterschiedlichen Perspektiven angegangen werden kann. Eine Organisation legt sich in der Regel auf ein bestimmtes, überhaupt nicht beliebiges Innovationsverständnis fest. Ohne dieses Festzurren ist das systematische Innovieren für das Management unzugänglich. Innovationsmanagement ist eine Strukturierungshilfe, um die Turbulenz des Systems zu zähmen. Es enthält Chaos- und Ordnungselemente. (Prof. Dr. Jens O. Meissner)
Und auch das ist wichtig: Die Innovation muss ihre eigenen Geltungsvoraussetzungen mitproduzieren, indem sie in einem sozialen Interaktions- und Sinnstiftungsprozess Anerkennung findet.
Innovation sind vielfältig
Es gibt Produktinnovationen, Prozessinnovationen, Dienstleistungsinnovationen oder auch sozial getriebene Innovationen. Im Grunde ist jede Neuerung eine Innovation, wenn sie sich auf ihrem relevanten Anwendungsfeld (z. B. im „Markt“) durchsetzen kann.
Letztlich muss jedes soziale System zumindest einmal so innovativ gewesen sein, dass es zu seiner Entstehung gekommen ist. Ganz gleich, welche Leistung es auch immer erbringt. Unter den Begriff „Innovation“ fällt auch die tagtäglich ablaufende Erneuerung von und in Organisationen, eine Innovation, die einfach so stattfindet – immer!
Dabei lassen sich unterscheiden:
- Die inkrementelle = schrittweise Innovation, z. B. bei Produktverbesserung,
- die radikale Innovation = eine bestehende Lösung wird stark umstrukturiert
- und nicht zuletzt die disruptive Innovation = radikale Innovation, die eine vollkommen neuartige Antwort auf ein bestehendes Problem generiert
Wie kommt die Idee zur Welt?
Wo die Idee als Keim der Innovation wirklich entspringt ist unbekannt. Ideen kommen, ergeben sich, tauchen auf, treten auf, ohne sich vorher anzukündigen. Ver-rückt-heit ist eine besonders wertvolle Ressource für die Generierung von Ideen. Ideen müssen „gezähmt“ werden, um sie für die Organisation anschlussfähig und handhabbar zu machen.
Und wie sie kommen, gehen sie auch, ohne zu fragen oder ihr Ableben anzukündigen. Sie verselbstständigen sich, werden bedeutungslos, geraten in Vergessenheit!
In den drei 3 B´s – im Bett, Bad oder Bus – treten Ideen besonders gerne auf! Warum? Keine Ahnung! Dabei spielt sicher der andere Kontext eine Rolle – innere, äußere Entspanntheit und der Abstand zum Alltagsgeschäft. Sicher ist: es ist oft Zufall in eigentlichem Sinne des Wortes, es fällt uns zu.
Fazit: Ideen sind schwer zurechenbar, suchen sich selbst gesteuert ihren Träger, sind eine potenziell unbeschränkte Ressource und ziehen sich bei Ausübung formaler Macht unmittelbar zurück.
Wer sind die, die (er-)finden?
Dabei stellt sich immer die Frage, wer „darf“ innovativ sein? Wer hat das Recht und die Aufgabe, die Erlaubnis, Innovationen anzustoßen? Personen, Organisationen, InnovationsTEAMs? Letztendlich ist die Antwort einfach: Jede und jeder kann Innovator sein! Aber nur im Rahmen seiner/ihrer organisationalen Möglichkeiten. Erlaubnisse sind notwendig!
Von daher kommt es auf eine Sache besonders an: kreativ sein, Ideen haben, querdenken sind erlaubt, werden gefördert und gehören zur Kultur des Unternehmens. Letztendlich geht es aber auch darum: Wessen Idee ist kommunikativ und praktisch anschlussfähig? Denn nur was funktioniert, wird weitergemacht.
Der Einzelne im Innovations-Team muss wissen, dass sie im Ideengeschehen für andere von ungeheurem Wert sind, dass sie Ideen nicht zum Eigennutzen entwickeln, sondern um das Unternehmen voran zu bringen, dass sie empathisch sein müssen, wenn es darum geht, sich mit dem Anderen zu freuen, wenn die Idee beim Anderen eine fortgeschrittene Stufe erreicht hat, die Idee gereift ist.
Chaos ist vorprogrammiert
Zusammenfassend kann man sagen: Wir konnten im Projekt- und Unternehmensalltag noch nie von Stabilität sprechen, schon gar nicht von stabiler Ordnung. Die Hoffnung auf geregelte Zusammenhänge war und ist vergebens. Wer an echten Innovationen arbeitet, sieht sich mit chaotischen Verhältnissen konfrontiert. Also geht es darum, das Chaos zu strukturieren. Es ist paradox, aber man muss relativ steife Strukturen innerhalb der Organisation ausarbeiten, damit die Innovationen handhabbarer werden. Diese Strukturleistung muss in Organisationen irgendwem oder –was zugerechnet werden. Es muss eine Adresse geben, Verantwortliche, die das Anliegen in die Organisation „übersetzen“. Ebenso können aber auch eingerichtete und ausgearbeitete (Meta-)Routinen die Strukturierung erbringen. Bsp.: ein Innovationszirkel oder Innovationsscouts.
In einer Untersuchung von Unternehmen in der Schweiz wurden verschiedene Unternehmenstypen in Sachen Innovation beschrieben:
- Der Innovationnovize – keine systematische Innovation
- Der traditionelle Innovator – innere Entwicklungspotenziale des Unternehmens (F&E)
- Der suchende Innovator – Suchaktivitäten: fremde Märkte und Produkte
- Der Innovationskulturführer – kollektiv verfestigter Glaube der Belegschaft an die Wichtigkeit der Unternehmenserneuerung
Wie schaffen Führungskräfte einen Rahmen für die Mitwirkenden, in denen Innovation stattfinden kann?
Innovation geschieht auf verschiedenen Wegen, oft zufällig oder auch gezielt herbeigeführt. Was hilft, um ein innovationsfreudiges Klima zu schaffen?
Damit Erneuerung eine Chance hat:
- Stellen Sie Mittel bereit für die Identifikation von Innovationsquellen (Zeit, Geld, Sachmittel, Personal…)
- Gestalten Sie offene Strukturen für die Ideenaufnahme (z. B. Ideenmanagementprozess)
- Schaffen Sie einen Innovationprozess (z. B. durch Mittelzuteilung, durch Aufmerksamkeit der Führungskräfte, des Managements)
- Benennen und ermächtigen Sie Produkt-Eigner, die Ideen-Finder
- Geben Sie Raum zur Auseinandersetzung mit neuen Ideen (innerbetrieblich, funktions-, hierarchieübergreifend…)
- Folgen Sie aktiv dem Neuen: durch aktive Markterkundung, unternehmensübergreifende Kontaktarbeit (z. B. Erfahrungsaustausch mit Kunden, Lieferanten …) oder Kooperation in Innovationssystemen und –clustern (innerbetrieblich, betriebsübergreifend…)
- Darauf kommt es an: Innovationsmanagement: Beeinflussen Sie den Kontext, also Situation und Umgebung, damit das passiert, was nicht unmittelbar zu „machen“ ist. Es geht um die richtigen Anreize!
– Bürogestaltung, anregende Umgebung
– Frei-Räume (Zeit und Raum)
– Frei-Stellung von allen Neben-Tätigkeiten
– Informelle, offene Kommunikation an der Kaffeemaschine, am Kicker …
– Ideenmanagement
Sie haben ein Anliegen? Fragen Sie!
Wir unterstützen Sie mit auf dem Weg zur Innovation in Ihrer Organisation!
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