Digitalisierung ist ein Megatrend, der auch an den Kommunen nicht vorbei geht. Mit dem Ziel, die Digitalisierungsstrategie einer Kommune zu entwickeln und umzusetzen, findet derzeit immer häufiger die Etablierung der Position eines Chief Digital Officers (CDO) statt. Auch wir als Personalberatung werden vermehrt von unseren Kunden, den Kommunen, angefragt, bei der Suche und Auswahl des CDOs zu unterstützen.

Was konkret sind die Aufgaben eines CDO? Wozu braucht man den CDO? Ein Interview mit Denes Kücük, CDO der Stadt Bochum.

Herr Kücük, was machen Sie aktuell und woher kommen Sie?

Kücük: Mein Name ist Denes Kücük und ich bin seit dem 01.06.2020 CDO der Stadt Bochum. Vorher war ich in einer ähnlichen Position bei der Stadt Dortmund als stellvertretender Leiter des Chief Information/Innovation Office tätig. Hier waren wir als Stabsstelle beim Oberbürgermeister angesiedelt und hatten den Auftrag, die Digitalisierung zu koordinieren und bei der Stadt auch anzutreiben.

In Bochum ist es ähnlich, wobei meine Stabsstelle beim Dezernenten für Personal und Organisation angesiedelt ist. Vor meiner Tätigkeit in Dortmund war ich beim Wirtschaftsministerium und im Innenministerium NRW beschäftigt. Dort habe ich insbesondere das Thema Verwaltungsdigitalisierung als Referent bearbeitet.

Wie sieht Ihre derzeitige Rolle als CDO bei der Stadt Bochum aus? Welche Aufgaben führen Sie aus?

Kücük: Die Rolle eines CDO bei der Stadt Bochum wurde neu eingeführt. Wir haben als Stabsstelle im Grunde vier große Aufgaben, die wir als Querschnittsthemen bearbeiten.
Zum einen ist das die Koordinierung der einzelnen Digitalisierungsbestrebungen im Konzern Stadt.
Die zweite Aufgabe ist, dass wir als Technologie- und Innovationsscout für die Verwaltung dienen. Das bedeutet, dass wir den Blick auf aktuelle technologische Trends setzen. Hierzu gehört auch, dass wir mit Experten sprechen, die ähnliche Themen im kommunalen Umfeld, aber auch durchaus im wirtschaftlichen Umfeld betreiben.
Die dritte Aufgabe, die wir für uns als Stabsstelle sehen, ist die Vernetzung von Akteuren; sei es innerhalb der Stadt, aber vor allem auch mit Akteuren außerhalb, beispielsweise mit der Wissenschaft. Bochum ist eine starke Universitätsstadt, so dass wir das Knowhow der vielen Forschungsinstitute nutzen. Es geht aber auch um die Vernetzung mit der Zivilgesellschaft, der Digitalisierungscommunity, die ein gewisses Interesse an der Digitalisierung ihrer Stadt hat.
Und last but not least, sehen wir uns vor allem in der Rolle als Antreiber und Motivator für den digitalen Wandel innerhalb der Verwaltung. Das heißt, wir sprechen viel mit den Kolleginnen und Kollegen und zeigen ihnen das Potenzial der Digitalisierung auf.

Was macht aus Ihrer Sicht die Position des CDO aus?

Kücük: Ich glaube, es ist wichtig, dass die Position des CDO insbesondere zu Beginn und idealerweise auch weiterhin gewisse Freiräume hat, um nach links und rechts zu schauen, neue Entwicklungen aufzunehmen und Innovationspotenzial in die Organisation zu tragen. Vor diesem Hintergrund müssen wir uns auch fragen, was die Bürgerinnen und Bürger von uns im digitalen Zeitalter erwarten. Das fortzudenken und umzusetzen, finde ich besonders spannend. Da dieser Wandel der Digitalisierung tatsächlich sehr massiv ist und große Herausforderungen für eine Verwaltung mit sich bringt, ist es sehr sinnvoll, eine Funktion des CDO als eine Organisationseinheit zu bündeln.
Der CDO kann verschiedene Ströme auf Verwaltung herunter brechen und nutzbar machen.

Wie muss sich eine Kommunalverwaltung in Bezug auf Digitalisierung zukünftig aufstellen?

Kücük: Das ist eine sehr breite Frage. Aber wichtig ist es, sich so aufzustellen, dass man in der Lage ist, schnell auf Trends reagieren zu können. Da lohnt sich der Blick auf die Wirtschaft, vor allem die dienstleistungsorientierte Wirtschaft, die sehr stark zeigt, dass User und Nutzer in den Mittelpunkt unserer Dienstleistungen gestellt werden sollten.

Was sind die Treiber der Digitalisierung und welche Herausforderungen gibt es zu überwinden?

Kücük: Wenn es etwas Positives an Corona gibt, dann ist es, dass in Deutschland die Digitalisierung angetrieben wird. Viele Dienstleistungen sind von Verwaltungen relativ schnell digital angeboten worden. Der andere große Treiber, um den ich sehr froh bin, ist das Onlinezugangsgesetz, das viel Bewegung bei den Kommunen ausgelöst hat. Ansonsten ist es der weltweite Trend der Digitalisierung, der jeden Tag ein wenig stärker wird. Als Herausforderung gilt es, mit den vorhandenen Ressourcen einiges aufzuholen, um in einer Zeit, in der starke Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung stattfinden, mitzuhalten. Darüber hinaus ist es eine Herausforderung, den damit einhergehenden kulturellen Wandel parallel innerhalb der Verwaltung voranzutreiben.

Was können Kommunen aktiv tun, um Digitalisierung voranzutreiben?

Kücük: Auf jeden Fall sollte eine „Koalition der Willigen“ gebildet werden, die Spaß an dem Thema haben und positive Beispiele aufzeigen. Dies können Kolleginnen und Kollegen aus Fachämtern oder Quereinsteiger sein. Dosiert macht es auch Sinn, externe Beratungen als Experten für besondere Themen ins Boot zu holen. Diese hinterfragen eigene Prozesse und können neue Ideen und Impulse einbringen.

Das Interview führte zfm-Beraterin Waishna Jeyadevan 2020.jmf


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